Was spricht gegen einen Casanova? Nichts!
Mit Entzücken habe ich mir gestern diesen Film des französischen Regisseurs Francois Truffaut nach vielen Jahren abermals - diesmal auf DVD - angesehen.
Erzählt wird die Geschichte von Bertrand Morane (Charles Denner). Dieser stets etwas düster blickende Mann erinnert im Rahmen seiner Memoiren, die er gerade verfasst, an die vielen Liebschaften in seinem Leben. Bertrand fühlt sich seit seiner Jugend magisch von Frauen angezogen. Seine Obsession gilt den Beinen schöner Frauen. Er sagt:"Die Beine der Frauen sind die Zirkel, die den Erdball in alle Himmelsrichtungen ausmessen und ihm Gleichgewicht und seine Harmonie geben."
Bereits Bertrands Mutter war eine Meisterin in Sachen Liebe. Ihr gesamtes Leben hindurch hatte sie viele Liebhaber. Bertrand tritt in ihre Fußstapfen. Er lebt das Leben eines Casanovas, feinsinnig, stets am Augenblick orientiert, ohne Bindungslust. Jene Frauen, die ihn nicht vereinnahmen wollen und mit ihm einzig den schönen erotischen Moment zu schätzen wissen, genießen die Stunden mit ihm, nicht zuletzt, weil Bertrand in der Lage ist seine Geliebten respektvoll wie Königinnen der Nacht zu behandeln.
Bertrand wirkt fast ein wenig unterkühlt. Obschon er immer wieder das erotische Abenteuer sucht, ist ihm jede einzelne der Frauen wichtig. Für ihn sind Frauen weder Trophäen noch Gefäße, sondern etwas Anbetungswürdiges, jede auf ihre Art. Jeder einzelnen Frau möchte er huldigen, jede Frau verdient es von ihm erotisch verwöhnt zu werden. Dass sein Anspruch an sich selbst ihn zu einem ziemlich rastlosen Zeitgenossen werden lässt, dürfte klar sein....
Der 1977 gedrehte Film bringt den Zeitgeist sehr gut rüber, die sexuelle Revolution der 68er Jahre ist schon lange erfolgreich abgeschlossen. Frauen gelten nicht mehr als Flittchen, wenn sie sich der spontanen Lust beim "One-Night-Stand" hingeben.
Die Bild- und Tonqualität sind bestens. Ein psychologisches Meisterwerk.