Dr. Peter Ralf Märtin beleuchtet in diesem Buch facettenreich die Varus-Schlacht im Teuteburger Wald, die dort im Herbst des Jahres 9 n.Chr. stattfand. In einer dreitätigen Schlacht vernichteten die Cherusker unter der Führung von Armenius im Teuteburger Wald die Legionen des römischen Stadthalters Varus, der sich in der Folge das Leben nahm.
Nach der Niederschlagung der Aufstände in Pannonien und Dalmatien hatte Rom seine Schutz und Bündnisverträge mit den germanischen Stämmen zwischen Rhein und Weser aufgekündigt, um auf diese Weise freie Hand zu haben, die germanische Selbstverwaltung zu brechen und das Gebiet fest dem römischen Reich anzugliedern. Im Frühherbst gab Varus nach gescheiterten Verhandlungen mit den Führern der Germanen- den Befehl, das Sommerlager an der Weser zu räumen und in das vier bis sechs Tagesmärsche entfernte Kastel Aliso( Haltern) zu ziehen.
Varus war überzeugt davon, dass die Germanen in so kurzer Zeit kein schlagkräftiges Heer aufstellen können, der Rückzug also ungefährlich sei. Von daher verzichtete er darauf, die Truppen in Gefechtsordnung marschieren zu lassen. Indessen kam sein Riesentross wegen des schlechten Wetters und aufgrund von Straßensperren, die von den Germanen errichtet wurden, langsamer voran als erwartet. Armenius, Sohn des Cheruskerfürsten Sigimir, hatte die Zeit der Verhandlungen genutzt, um die Truppen der Germanen zusammenzuziehen.
Armenius, in Rom erzogen und der römischen Kriegsführung vertraut, überraschte die Römer mit einem überfallartigen Angriff und fügte in unwegsamen Gelände den schwer beweglichen Legionären hohe Verluste zu. Gleichwohl konnte Varus am Abend des ersten Kampftages ein ordentliches Lager aufschlagen. Erst fortdauernde Angriffe auf die Marschkolonne am zweiten und eine offene Feldschlacht am dritten Tag führten zur Vernichtung der Römer, die von den Germanen niedergemetzelt wurden. Nur wenige, primär Reitern- gelang die Flucht nach Aliso ( Haltern).
Mit dieser Niederlage wurden die Römer wieder auf die Grenzlinie an den Rhein zurückgedrängt. Nachdem Märtin die Details dieses Geschehens ausgiebig ausgelotet hat, macht er deutlich, wie der abtrünnige Auxiliaroffizier Armenius der deutsche Held Hermann wurde. Diese Verwandlung setzte bereits durch den deutschen Ritter Ulrich von Hutten ein, der in Armenius sein großes Vorbild gefunden hatte und den Sieger der Schlacht am Teuteburger Wald "Zum ersten deutschen Helden und Vaterlandsverteidiger" formte und damit einen nationalen Mythos stiftete. In der NS-Zeit wurde der "Armenius-Dialog" Ulrich von Huttens in die Schulbücher aufgenommen.
Märtin schreibt, dass unter dem Aspekt der Rassengeschichte die "Schlacht am Teuteburger Wald" eine neue Bedeutung gewann. Sie stellt nun die Grundlage für das nationalsozialistische Konzept der rassischen Reinheit als Voraussetzung für den Wiederaufstieg des deutschen Volkes dar. Nach 1945 wurde dieser Mythos ad absurdum geführt. Dabei bringt es Märtin auf den Punkt."Zur Wiederbelebung des von konservativer Seite geforderten Nationalstolzes ist Arminius ungeeignet- heute, wo sich "Germania" und " Italia" als engste Freundinnen in den Armen liegen, ist das Vorbild vollends überholt."
Bemerkenswert finde ich übrigens, dass die beiden "Helden" der Deutschen Siegfried und Armenius von ihrer eigenen Verwandtschaft umgebracht wurden. Über diesen Sachverhalt zu diskutieren finde ich sehr spannend.
Ein sehr ausgewogenes Buch, das sich von jeglichem Heldenmythos um Armenius abgrenzt.