Warum sollte Achill nicht blond gewesen sein?
Warum sollte Achill nicht blond gewesen sein? Brad Pitt, dem Aussehen nach eher ein Siegfried, spielt die Rolle des griechischen Helden überzeugend. Seine weichen, beinahe femininen Gesichtszüge stehen im krassen Gegensatz zu der archaisch kämpferischen Pose, die er im Film - immer wieder gekonnt - aufs Neue variiert. Aber genau das fasziniert.
Pitts durchtrainierter Oberarm, der den Speer kraftvoll durch die Lüfte wirft, begeistert gewiss nicht nur ältere Damen. Dieser Schauspieler hat Sex-Appeal. Weshalb Helena (Diane Kruger) diesem Achill keine schönen Augen machte, ist kaum zu begreifen. Sie nimmt stattdessen mit Paris (Orlando Bloom) vorlieb, einem ausgemachten Weichei. Schade eigentlich.
Da der Film ohnehin keine 1:1 Umsetzung des Homer-Epos ist, hätte man Helena diesen Handlungsspielraum durchaus einräumen können. Kassandra konnte ja nicht aufschreien. Sie hatte zu den Drehzeiten offenbar Urlaub. Diane Kruger, ein wirklich hübsches Mädchen, mag zwar an die Seite des schmalbrüstigen Film-Paris passen, aber eine Helena ist sie nicht. Früher hätte eine Fay Duneway diese Rolle ausfüllen können, doch wer kann es heute?
Der Hector-Darsteller Eric Bana hat mir gefallen. Ein gut gewähltes Pendant zu Brad Pitt. Beiden gemeinsam ist ein fast androgyner Zug. Nur die kämpferischen Posen sind archaisch. Ja, die beiden Protagonisten verbinden weibliche und männliche Komponenten. Das ist keineswegs verwerflich. Im Gegenteil. Während der Kampfszene mit dem Alpha-Mann Hektor hatte ich für Sekunden den Eindruck Achill umarmt im Kampf Penthesilea zärtlich und drischt nicht auf Hektor ein. Wo waren eigentlich die Amazonen? Wären sie da gewesen, hätte solch ein schöner Achill-Darsteller wie Brad Pitt vermutlich nicht sterben müssen....
Von der Vätergeneration gefällt mir Priamos am besten, nicht zuletzt weil Peter O`Toole ihn hervorragend spielt. Er verleiht vielen Szenen ein Niveau, das weit über den üblichen Hollywoodstreifen liegt. Kitschig sind die Szenen selten. Das finde ich sehr erfreulich.
Die Kampfhandlungen habe ich mit großem Interesse studiert. Die Authentizität ist beachtlich. Blutvergießen aus der Nähe zu zeigen, halte ich bei einem Film der den Untergang Trojas zum Thema hat, für ein absolutes Muss. Wer sich solcher Szenen nicht aussetzen möchte, sollte auf diesen Film verzichten. Krieg ist brutal und sollte auch so dargestellt werden. Das sehe ich ähnlich wie Susan Sonntag.
Troja war kein Spaziergang. Am Ende waren alle Helden tot. Gut, dass Brad Pitt nur den Helden gemimt hat. Er ist viel zu schön als dauerhaft dem Tod anheimzufallen. Dass der jammerlappige Film- Paris ihn als Achill zu Fall brachte, grenzt beinahe an Unverschämtheit. Ein Held stirbt nicht durch einen Pfeil aus dem Hinterhalt, sondern durch den Kampf Mann gegen Mann. Paris scheint noch nicht einmal das begriffen zu haben.
Die Blödheit von Paris zieht sich wie ein roter Faden durch den Streifen. Von Männern wie ihm ist selten etwas Gutes zu erwarten. Na ja, wenigstens ist ihm Schliemann zu Dank verpflichtet, doch dies ist ein anderes Thema....