Dieser Bildband enthält Schwarz-Weiß-Fotografien des amerikanischen Künstlers Herb Ritts (1952-2002). Den Bildern ist eine Kurzbiographie in deutscher und englischer Sprache vorangestellt. Ritts wurde in Los Angeles geboren und entstammte dort der gehobenen Mittelschicht. Er zählt zu den wichtigsten Fotografen der 80er und 90er Jahre, obschon er nie eine Fotoschule besucht hat. Nach seiner Ansicht hilft das Wissen um Belichtung, Blenden und Verschlusszeiten nicht, wenn man keinen Blick hat. Für ihn war es das Wichtigste seinen "Blick feinzuschleifen". Er war davon überzeugt, dass er von Anfang an ein gutes Auge hatte. Dieser Hollywood-Fotograf agierte nur mit zwei Objektiven und zwei Kamaras. Wie man der Kurzbiographie entnimmt, hatte für diesen Künstler "Nackheit wenig mit Sex, Begehren oder Verlangen zu tun, sondern mit Form". Jochen Siemens hält fest, dass Ritts die Kraft des Bildes und nicht die der Hormone suchte. Dieser Meinung stimme ich zu, nachdem ich mit lange in die Fotos vertieft habe.
Besonders habe ich mich den tollen Aufnahmen von Richard Gere, 1978 in San Bernadino erfreut. Gere war damals so schön wie Adonis. Ritts schaffte es die Seele Geres offenzulegen. Man kann in Geres Augen wie in einem Buch lesen. Man sieht seinen Nachdenklichkeit und seine hohe Sensitivität. Der hocherotische Körper tritt in den Hintergrund. Der Betrachter wird von Geres Augen in den Bann gezogen.
Gefallen hat mit auch das Bild des Dalai Lama, aufgenommen in New York 1978. Blickt man in die Augen seiner Heiligkeit, dann begreift man das Seelenband zu Gere sofort.
Das Porträt Clint Eastwoods von 1989 zeigt Männlichkeit pur. Er hat das Anlitz eines Kriegers, ganz anders als Brad Pitt (2001), dessen Lippen wie ein weiches Kissen erscheinen, auf denen Frauenlippen sich nicht nur ausruhen möchten.
Das Buch zeigt viele berühmte Schauspieler in einer stets sehr besonderen Art und Weise, so etwa Madonna, Mel Gibson, Nicole Kidman, Sean Connery, Tom Cruise, Elisabeth Taylor, Julia Roberts, auch Sänger, wie Elton John und Tina Turner und einige wenige Persönlichkeiten aus anderen Lebensbereichen, nicht zuletzt Nelson Mandela, dessen Gesicht alles andere als Zuversicht ausstrahlt.
Die Aufnahmen von Richard Gere haben mir mit besten gefallen, getoppt wurden diese Aufnahmen allerdings von einem Bild Kim Bassingers aus dem Jahre 1989, die ich für eine der schönsten Frauen Hollywoods halte. Selten habe ich ein so ausdrucksstarkes Gesicht gesehen. Hier verbindet sich Nachdenklichkeit, Sensitivität und Sinnlichkeit in geradezu idealer Form.
Ein tolles Buch.