Cui bono?, 3. März 2010
Dieses T-Shirt in der Farbe Olive mit weißen Buchstaben habe ich dem Sohn einer Freundin geschenkt, der sein Jurastudium gerade begonnen hat. Das Material ist gut, 100% Baumwolle, die Passform ist bestens. An den Nähten ist das Shirt gut verarbeitet und es geht auch nicht beim Waschen ein.
Der lateinische Aufdruck "Cui bono?" regt zum Nachdenken an. "Wem nützt das?" ist nicht die beste Übersetzung. Der Altphilologe Marc Mylius übersetzt in seinem Buch "Die perfekten lateinischen Zitate" die Worte "Cui bono?" mit "Wem zu Nutz"?
L. Cassius soll den Richtern einst die Weisung gegeben haben, bei Mordtaten erst zu forschen, wer Nutzen von einem Verbrechen habe, schreibt Mylius und erst in der Folge ihre Untersuchung einzurichten. Die Gründe für ein solches Vorgehen werden im Buch nicht genannt. Genau darüber aber lohnt es sich nachzudenken.
Ein T-Shirt mit dieser Aufschrift ist gewiss weniger witzig als ein solches mit Psychopathenaufdruck. Dieses "Cui bono?" bringt keine Lacher, sondern macht neugierig und lädt zum Diskutieren ein. Braucht man ein Motiv für eine Tat? Muss ein Motiv unbedingt ein Vorteil sein? Wie sehen materielle und immaterielle Vorteile aus?
Auch die Akzeptanz in einer Gruppe kann ein Vorteil sein, aber auch die Befriedigung von Hass- und Lustgefühlen oder Befriedigung des Geltungsdrangs und tausend Dinge mehr. Sucht man einen Täter, ist es nicht immer einfach, diesen sogleich auf dem Silberteller zu präsentieren, obschon dieses "Cui bono?" genau das suggeriert. Ist ein Täter stets nur derjenige, der Vorteile hat oder gibt es auch Motive, fernab von Vorteilen oder kann ein Mensch auch völlig unmotiviert eine kriminelle Tat begehen?
Was ist mit diesem "Cui bono?", das hoffentlich nicht nur ein paar Jurastudenten zum Grübeln veranlasst?
Das olivefarbene T-Shirt passt sehr gut zu hellblauen Sommerjeans.
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