Ein tolle, sehr fähige Frau, voller Lebensfreude.
Lea Linster ist bislang die einzige Frau, die jemals den renommierten Kochwettbewerb "Bocus d`Or" gewann. Das Kochgenie Eckart Witzigmann war damals in der Jury und urteilt:" Sie kocht intelligent, kreativ und hat eine eigene Handschrift entwickelt. Talent, Kreatität und Fleiß sind nun einmal die Grundvoraussetzungen für eine große Kochkarriere und Lea Linster ist mit diesen Attributen gesegnet."
Die Spitzenköchen kocht seit dem Beginn der achtziger Jahre in ihrem eigenen Restaurant in Frisange in Luxemburg. Ihr Jurastrudium hat sie nach dem Tod ihres Vaters abgebrochen und übernahm das Café ihrer Eltern. Ihr Ziel war es ein Spitzenrestaurant daraus zu machen. Bereits 1987 wurde sie mit einem Michelinstern gekürt, auch der Gault Millau würdigte ihr Können und sie gewann, wie oben schon erwähnt, zudem den Kochwettbewerb "Bocus d`Or".
Das vorliegende Kochbuch ist in Zusammenarbeit mit ihrem Team enstanden, der Köchin Burgunde Uhlig, der Texterin Susanne Mersmann, dem Fotografen Thomas Neckermann, der Grafik-Designerin Christian Kapaun und der Stylistin Uschi Hussmann-Dilger.
Die delikaten Rezepte Linsters sind untergliedert in: Vorspeise u. Häppchen, Salate u. Suppen, Fisch u. Krustentiere, Pasta u. Risotto, Fleisch u. Gefügel, Gemüse u. Beilagen, Desserts und Kuchen sowie Eis und Sorbets. Alle Rezepte sind sehr gut erklärt. Ähnlich wie bei Rach sieht man, dass hier ein ein akademisch ausgebildeter Mensch die Rezepte konzipiert hat, der mit viel didaktischem Gespür sein Wissen weitergibt.
Allen Rezepten gemeinsam sind raffinierte Aromen. Hervorheben möchte ich bei den Vorspeisen das "Mille-feuille von Zucchini und Schnecken", das sie mit wilden Spargel garniert. Schnecken auf diese Weise zu kredenzen, halte ich für sinnvoller wie sie im Häuschen auf den Tisch zu bringen, weil man auf das übliche Schneckenwerkzeug verzichten kann. Sehr lecker ist der "Apfel-Gurken-Salat mit Ingwer und Minze", der durch den hinzugefügten Limettensaft sommerlich frisch schmeckt. Bei den Suppen gefällt mir die "Feine Petersilienwurzel-Creme" am besten, weil sie besonders originelle Aromen aufweist.
Die "Jakobsmuscheln auf Chicorée an Orangenvinaigrette" bekommen durch Piment d`Espelette ihren letzten Kick, delikat auch ist das "Zanderfilet mit Rieslingsoße und Parmesankartoffeln". Die Rieslingsoße eignet sich für andere Fischkreationen ebenfalls.
Linster beweist mit ihren "Pasta- und Risottorezepten", dass sie auch etwas von italienischer Küche versteht. Ihr größter Wurf in dieser Beziehung sind meines Erachtens die "Bandnudeln mit Morchelrahm". Weißer Portwein, Madeira, Sahne, sogar ein wenig Tabasco sorgen neben anderen Ingrenzien für ein überirdisches Geschmacksniveau.
Bei "Fleisch und Geflügel" finde ich den "Rotwein-Schmorbraten von der Hochrippe" sehr gelungen. Vermutlich ist es schon jetzt das neue Nationalgericht der Luxemburger. Ich teile Linsters Meinung, dass Burgunder hier am besten zum Schmoren passt, die Pinot-noir-Traube ist gefälliger als die Cabernet-Sauvignon-Traube, die ihrer Tannine wegen den originären Fleischgeschmack zu sehr realtiviert.
Bei den Rezepten für Gemüse und Beilagen begeistern mich die "Artischockenherzen für zwei" mit am meisten. Eine leckere Füllung erwartet den Genießer, der die Speise mit Baguette und einem Glas Rosé als sommerlichen Imbiss auf den Tisch bringen kann.
Lea Linster ist der Meinung, dass man beim Backen ganz viel Liebe zeigen kann. Wenn ich mir ihre Kreationen ansehe, komme ich zum Ergebnis, dass sie recht hat. Ihre "Tarte Tartin mit Nektarinen und Mango" ist Kuss vom Himmel und ihr "Erdbeer-Sahneeis" sowie ihr "Geeistes Parfait von Vino Santo" schmecken so lecker, dass man sich im Schlaraffenland wähnt.
Dies ist ein sehr gutes Kochbuch einer der wenigen Spitzenköchinnen Europas. Dass Lea Linster überaus sympathisch ist, macht das Foto von ihr bereits deutlich. Man achte auf die lachenden Augen! Ich kenne einen Mann, der häufiger in ihrem Restaurant speist und geradezu vernarrt ist in diese fantasiereiche, begabte Frau. Nachdem ich das Buch jetzt gelesen habe, kann ich dessen Euphorie sehr gut nachvollziehen.
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