Wenn du einen Garten und dazu noch eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen." ( Cicero),
Die Historikerin und freie Journalistin Susanne Wiborg ist eine Gartenenthusiastin. Gemeinsam mit der Fotografin Ursel Borstell präsentiert sie erlesenen Gartenpflanzen für jeden Standort.
Die Fotos im Buch machen trübe Tage heller. Hier werden Pflanzen und Blumen in einer Farbenpracht vorgestellt, wie man sie nur dann in Gärten findet, wenn der Gartenbesitzer über ein erfreulich hohes Maß an ästhetischer Empfindung verfügt.
Wiborg überlegt gezielt, wie man bestimmte Pflanzen und Blumen effektvoll in Szene setzen kann. Sie weiß, dass die großen Hauptdarsteller der Blickfang der Gartenbühne sind. Deshalb sollte man sie sorgfältig auswählen und behandeln.
Wiborg macht sich Gedanken über Pflanzenpersönlichkeiten und überlegt wie man ihnen genügend Referenz zollen kann. Auch denkt sie intensiv über Farben nach. Sie schreibt über die Blütenfarbe Rot und erinnert an ihre ungehemmte Explosivität, aufgrund welcher man sehr umsichtig mit ihr umgehen sollte. Zuviel Rot verkleinert, erdrückt subtilere Reize, lässt Wiborg ihre Leser wissen und schafft schließlich Unbehagen anstelle sinnlichen Vergnügens.
Die Autorin erwähnt im Zusammenhang mit Farben auch Johann Wolfgang von Goethe, der den Reiz von Hell-Dunkel-Kombinationen wie folgt erklärt: " Wie dem Auge das Dunkle geboten wird, so fordert es das Helle; er fordert Dunkel, wenn man ihm Hell entgegenbringt, und zeigt eben dadurch seine Lebendigkeit, sein Recht, das Objekt zu fassen, indem es etwas , das dem Objekt entgegengesetzt ist, aus sich selbst hervorbringt."
Die Fotobeispiele sind atemberaubend schön. Jede Pflanze benötigt den richtigen Platz. Kulissen, Standortbedingungen spielen eine Rolle. Einen stilvollen Garten zu kreieren bedarf vieler Überlegungen und einer Menge Anregungen.
Im vorliegenden Buch findet man sie.
Die Autorin stellt insgesamt 200 Pflanzen-Highlights vor. Sie unterteilt in Pflanzen für sonnige und für schattige Standorte, nennt jeweils den botanischen Namen, die Gattung, die Blütezeit und die Höhe der Glanzlichter.
Zu jeder Pflanze liefert sie ein umfangreiches textliches Portrait, dem wundervolle Fotos beigefügt sind.
Interessant sind die geschichtlichen Hintergründe der Tulpe, die einst ein Habsburger Gesandter 1554 vom Hofe Sulimans des Prächtigen mitbrachte. Der flämische Botaniker Carolus Clusius löste mit seiner Sammlung in den Niederlanden 1593 schließlich das " Tulpenfieber" aus. Über die " Tulpiomanie " schreibt Wiborg im Zusammenhang mit der Vorstellung dieser Blume auch.
Dass die Hornveilchen ursprünglich aus den Pyrenäen kommen und dass das Maiglöckchen sowohl den heidnischen Frühjahrsgöttern als auch der Jungfrau Maria geweiht war, habe ich bislang nicht gewusst.
Die Schwertlilie befindet sich im Lilienbanner der französischen Könige, während die Königslilie erst 1910 von dem berühmte britischen Pflanzensammler Ernest Henry Wilson in den abgelegenen Bergen Westchinas entdeckt worden ist.
Ein wirkliches Glanzlicht im Garten ist der Rittersporn, der in der Farbe Weiß besonders edel ausschaut.
Die Rose ist das Symbol der Aphrodite. Seit 4000 Jahren ist sie bereits bekannt und gilt als Synonym für Liebe und Schönheit.
Ich teile die Meinung der Autorin, dass bei Rosen immer Magie im Spiel ist, eine Bindung jenseits aller Ratio. Wiborg stellt einige englische Rosen vor " Claire Rose ", und " Gertude Jekyll " haben es mir besonders angetan, vielleicht weil von ihren Rosatönen eine vage romantische Stimmung ausgeht.
Dahlien sind die letzten großen Highlights vor der langen Dunkelheit. Sie kamen 1789 erst nach Europa. In Mexiko ist die Dahlie übrigens die Nationalblume. Mittlerweile hat sie 20.000 Kulturformen, so dass die Wahl nicht leicht fällt. Die Sorte " Cafe au lait " gefällt mir besonders gut. Sie ist ebenso formschön wie englische Rosenblüten.
Die Schachbrettblume ist fast in Vergessenheit geraten. Sie steht auf der Liste der gefährdeten Blumen. Man sollte ihr, aber auch der Wiesenschlüsselblume im Garten eine neue Heimat geben, sofern die Bodenbeschaffenheit es zulässt.
Weißes " Tränendes Herz " gepaart mit weißen Tulpen sind eine schöne Alternative zu den bunten Frühlings-Beeten, die den Garten immer etwas unruhig erscheinen lassen.
Begeistert haben mich der legendäre " Blaue Mohn vom Himalaya " , der normalerweise in Tibet, China und Burma in lichten Waldregionen und feuchten, schattigen Wiesen in Höhenlagen zwischen 3000 und 4000 Metern wächst, die jadegrüne Kuriosität : Rosa chinensis " Viridiflora " und nicht zu vergessen die Strauchpäonie. Sie ist in China seit über 2000 Jahren in Kultur und öffnet im Juni ihre zarten, duftigen, knittrigen Blütenkelche. Poetische Namen wie " Die Kraniche ziehen " , " Goldener Tempel " und " Weißer Löwe " lassen erahnen welchen Stellenwert sie bei chinesischen Gartenfreunden hat.
Der " Carolina- Nelkenpfeffer " hat das Odeur von Nelken und Erdbeeren. Es handelt sich um einen sehr schönen blühenden Stauch, den man nur selten in europäischen Gärten entdecken kann. Schade eigentlich. Die Blüten sehen aus wie kleine Seerosen.
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