"Bedenke, dass die menschlichen Verhältnisse insgesamt unbeständig sind, dann wirst Du im Glück nicht zu fröhlich und im nglück nicht zu traurig sein." ( Sokrates)
Luciano de Crescenzo hat mit leichter Feder dieses Buch über die Geschichte der griechischen Philosophie verfasst.
Bevor ich mit der Rezension beginne, möchte ich eine kleine Passage aus seinem Text zu Sokrates zitieren, um zu vermitteln, was ich unter dem Begriff " leichte Feder " verstehe : " Wie soll man Sokrates nicht mögen, er hatte ein gutes Herz, war hartnäckig, intelligent, ironisch, tolerant und gleichzeitig unbeugsam. Hin und wieder werden auf der Erden Menschen diesen Schlages geboren, Menschen, die uns alle ein wenig geprägt haben: Ich meine Jesus, Gandhi, Buddha, Lao-tse oder Franz von Assisi. In einem unterscheidet sich Sokrates allerdings von diesen anderen, er verhielt sich nämlich wie ein ganz normaler Mensch...."
Was ist griechische Philosophie? Nach Auffassung von Sokrates und Platon ist es das Streben nach Weisheit, sprich nach Erkenntnis. Inhalt bildet die systematische Beschäftigung mit den Grundfragen: " Was ist der Grund und der Ursprung der Dinge?" ( eine Frage, die die Vorsokratiker stellten) und " Was bin ich? " ( eine Frage , die Sokrates stellte).
Luciano De Crescenzo befasst sich u. a. mit: Den sieben Weisen, mit Thales, Anaximander, Pythagoras, Demokrit, den Sophisten, Sokrates, Platon, Aristoteles und Epikur.
Als die eigentlichen Begründer der griechischen Philosophie in ihrer europäisch-abendländischen Gestalt gelten die Vorsoktratiker, die das zuvor herrschende religiös -mythische Denken ablösten.
Thales von Milet begründete im 6. Jahrhundert v. Chr. die ionische Schule, zu der Aniximander, Anaximenes und im weiteren Leukipp und Demokrit als Vertreter der ionischen Naturphilosophie zählen.
Ihr stand die von Pythagoras begründete italienische Schule gegenüber mit ihren Vertretern Xenophanes, Parimedes, Zenon und Elea, über die der Autor gut nachvollziehbar berichtet. Beide Richtungen fragten nach den Urgründen, Prinzipien und Elementen des Seins und der Beziehung zwischen Einheit und Vielheit.
Die ionische Schule erklärte die Vielheit der Dinge aus einem metaphysischen Grund.
Für Pythagoras waren die Zahlen und ihre Ordnung die Grundform alles Seins.
Parimendes lehrte, dass das einheitliche, unverkennbare und durch Vernunft erkennbare Sein die wahre Wirklichkeit bilde. Heraklit, Anaxagoras und Empedokeles verbanden die für die ionische Tradition charakteristische, naturphilosophische Elemente mit abstrakten Seinsprinzipien. Heraklit verstand dabei das ewige Werden, geregelt durch den Logos, das Weltgesetz als das Wesen der Gegensatzeinheit der Wirklichkeit. Anaxagoras führte die Welt auf den erkennenden und ordnenden Geist als erstes bewegendes Prinzip zurück. Empedokeles dagegen alles Geschehen auf die durch Liebe bzw. Streit verursachte Zusammensetzung der Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde.
Im 5. Jahrhundert entstand als Bildungsbewegung die Sophistik, u.a. mit Gorgias, Protagoras und Hippias von Elis.
Dem erkenntnistheoretischen Skeptizismus und Relativismus der Sophisten trat die attische Philosophie vertreten vor allem durch Sokrates, Platon und Aristoteles entgegen.Sokrates wurde der Begründer der praktischen Philosophie. Platon und Aristoteles stellten diese praktische Philosophie erstmals in den Rahmen systematischer Darstellungen.
Die theoretische Philosophie gründete Platon auf den Begriff der Idee , die sich zum einzelnen Ding wie ein Urbild zum Abbild verhalte; er vertrat eine ontologische Trennung des Reiches der Ideen von der raum-zeitlichen Welt.
Aristoteles gegen Platons Ideenleere gerichtet, betonte dem gegenüber die Bedeutung der konkret existierenden Einzelsubstanz. Er konzipierte Theorie und Modell einer zukünftigen strengen, durch Beweisverfahren abgesicherten Wissenschaft und begründete mit der Syllogistik die Logik i.e.S. als formale Logik. All das wird im Buch sehr gut und nachvollziehbar erklärt.
Das Schicksal der großen Philosophen nach Platon und Aristoteles war durch das Primat der praktischen Philosophie bestimmt, so in der um 306 v. Chr. von Epikur begründeten Schule des Epikureismus , in der von Zenon von Krition begründeten Stoa und in der Skepsis.
Zu Ende meiner Rezension blicke ich auf das im Buch dargestellte berühmte Gemälde Raphaels" Die Schule von Athen ". Umgeben von fast fünfzig auf eines Freitreppe hinflegelnden Philosophen sieht man die beiden Giganten des griechischen Denkens, Platon und Aristoteles, wie sie sich gegenseitig mit strengem Blick messen. Sieht man genauer hin, kann man erkennen, dass ersterer den " Timaios " unterm Arm hält und mit der rechten Hand gen Himmel weist, während letzterer die Ethik in der Hand nach unten deutet,( so die Interpretation de Creszensos). Was uns wohl Raffael mit dieser eventuell pessimistischen Geste sagen wollte?
Ethos bedeutet im Griechischen " Verhalten, Gewohnheit, Sitte ". Die Ethik ist demnach die Moral, das heißt die Art und Weise, wie man sich verhalten und wie man handeln muss, was getan werden darf und was nicht gut ist und was schlecht.
Nehmen wir uns an Raphels möglicherweise pessimistischer Geste kein Beispiel und deuten lieber optimistisch mit der Hand nach oben, sofern wir die Ethik in den Fingern wissen. Dies ist sicher kein schlechter Anfang, wenn man die Ideen der alten griechischen Philosophen verwirklichen möchte.
Ethisches Verhalten ist die Grundbedingung für ein glückliches Leben. Das sollten wir uns täglich bewusst machen.
Ein gutes Buch, das seine Leser gewiss nicht dümmer macht.
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