Was hat sich der Drehbuchautor dabei gedacht?,
In diesem, meines Erachtens nicht gelungenen Film "Hilde" werden einige Lebensjahrzehnte der Schauspielerin und Chansonsängerin Hildegard Knef dargestellt. Lobend hervorheben möchte ich gleich zu Anfang die vorzügliche schauspielerische Leistung von Heike Makatsch. Ihr Können hat mich überhaupt dazu veranlasst, den Film zu Ende zu sehen.
Ich habe vor vielen Jahren Knefs "Der geschenkte Gaul" gelesen und kenne zahlreiche der von ihr verfassten Lieder, die verdeutlichen, dass diese Frau eine nachdenkliche Intellektuelle war. Was aber macht dieser Film aus ihr? Eine Karrieristin, die sich unterschiedlicher Männer bedient, um beruflich voran zu kommen. Nicht ihr arbeitsreiches Leben steht im Vordergrund, sondern ihr Affären. So kann man dieser Frau nicht gerecht werden. Was hat sich der Drehbuchautor dabei gedacht?
Der Film zeigt die Knef als 16 jähriges Mädchen, zeigt ihre Herkunftsfamlie und deutet viel zu vage den vorhandenen Mutter-Tochter-Konflikt an. Thematisiert wird die Affäre mit einem verheirateten Nazi aus der Filmbranche 1942, das Kriegsende in Berlin, ihre Ehe mit dem amerikanischen Filmoffizier jüdischer Herkunft Kurt Hirsch, mit dem sie schließlich nach Hollywood geht. Der hervorragende Film "Die Mörder sind unter uns" wird nur marginal erwähnt. Zur Sprache kommt der Skandal um ihre Filmrolle in "Sünderin" und die Trennung von Hirsch. Der Film zeigt Hilde Knef als kühle, berechnende Person, die problemlos ihren Gatten verabschiedet, als er ihr nicht mehr zweckdienlich ist.
Thematisiert wird des Weiteren ihre Beziehung zu dem noch verheirateten Engländer David Camarun. Auch hier wird die Knef als eine Frau gezeigt, die sich dadurch auszeichnet, sich die Männer ins Bett zu holen, die ihr gefallen und dabei keine Rücksicht auf den Schmerz einer verlassenen Ehefrau nimmt. War die Knef wirklich so egoman? Ihre Lieder sprechen eine andere Sprache.
Man erlebt auszugsweise Knefs Karriere als Chansonette, aber auch hier bleibt die Darstellung ihres Tuns in Äußerlichkeiten stecken. Pausenlos sieht man alle Menschen rauchen, sieht man sie in nervösen Posen und hofft auf tiefgehende Dialoge. Allerdings hofft man vergeblich.
Der Film endet Ende der 1960er Jahre. Die Knef verstarb 2002. Im Abspann wird kurz auf ihre letzten 30 Lebensjahre hingewiesen. Der Eindruck wird suggeriert als habe Knefs Leben im Alter von 45 Jahre aufgehört, bzw. sei so ereignisarm gewesen, dass man es nicht zu verfilmen braucht. Das Erarbeiten der beiden Bücher, die sie anschließend schrieb, auch die sensiblen Liedtexte, die viel über diesen Menschen aussagen, sind offenbar nicht besonders interessant. Geblieben ist das Bild der 1950er Jahre, Hilde, die Sünderin mit Vamp-Allüren, die sich von Jahr zu Jahr immer mehr zur Kettenraucherin entwickelte. Das ist zu wenig, viel zu wenig.
Dem Menschen Hildegard Knef ist man im Film nicht gerecht geworden. Wieso hat man Makatsch die Chansons singen lassen und nicht auf Knefs Interpretationen zurückgegriffen? Hätte man der Knef nicht auf diese Weise die Ehre erweisen können? Ein wenig zu viel Makatsch, wie ich finde.
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