" Der Nektar des Khosrau ist eine Mischung aus Rosen aus Persien, Basilikum aus Samarkand, Zitronatzzitrone aus Tapuristan"
Veilchen aus Isfahan, Safran aus Kom, Seerosen aus Shevran, Aloenarde aus Indien, Moschus aus Tibet und Bernstein aus Sikhr." ( Persischer Text aus dem 6. Jahrhundert)
Die Autorin Élise Blanchard und ihr Gatte der Fotograf und Filmemacher Louis -Marie Blanchard nehmen den Leser mit auf neun legendäre Reiserouten, die schon seit vielen Jahrhunderten als Karawanenstraßen bekannt sind.
In der Einführung wird die 2500 Jahre alte Geschichte von Orient und Okzident kurz skizziert. Hier erfährt man u.a. auch, dass Alexander der Große es war, der die Tore zum Osten öffnete und dass Perser und Sogdier die Herren des Handels in Zentralasien waren.
Man liest von den Nomaden der Steppen, von deren Religion, die eine Form des Schamanismus mit besonderer Verehrung des Himmels und der heiligen Berge ist. Dhingis Khan und die Pax Mongolica werden thematisiert, auch der Zerfall der Reiche des Orients und andere historische Begebenheiten mehr.
Aufgeklärt wird man darüber hinaus, was man unter Karawanen und was unter Basaren zu verstehen hat. Die Organisation von Karawanen wird näher aufgezeigt und man wird in diesem Zusammenhang mit dem Inhalt eines Mietvertrages für ein Karawanenkamel aus dem Jahre 850 vertraut gemacht.
Die neun Reiserouten lauten:
1) China im Schatten der großen Mauer
2) Die Straße der Yaks von China nach Birma
3) Die Teestraße von China durch die Mongolei nach Russland
4) Die Seidenstraße durch die Taklmakan-Wüste
5) Die Straßen durch Indien und Tibet
6) Die Goldstraße nach Samarkand
7) Persien, Kreuzpunkt des Orients
8) Die Straßen im Norden in den Kaukasus und nach Byzanz
9) Die Königsstraße von Bagdad zu Mittelmeer
Den Leser und Betrachter dieses wundervollen Buches erwarten faszinierende Fotos und viele hochinformative Texte. Leider ist es unmöglich diese alle zu thematisieren.
Gleich zu Beginn wird man von einem doppelseitigen Foto von der "Großen Mauer" in China überrascht, die die Grenze zwischen der sesshaften chinesischen Welt und der großen Steppe der Nomaden darstellt. Einen visuellen Eindruck erhält man auch von der Armee der 7000 Terrakottasoldaten in Xi`an, der ehemaligen Hauptstadt des Kaiserreichs China. Sie wachen über die ewige Ruhe von Quin Shi Huangi, dem ersten Kaiser von China.
Seide, Tee und Porzellan waren der Reichtum des Kaiserreichs China. Das Geheimnis der Porzellanherstellung wurde lange Zeit eifersüchtig gehütet. China war und ist zudem Lieferant von Pflanzen, Gewürzen und Heilkräutern. Man erfährt in der Folge das Ein oder Andere über die Kraft dieser Heilkräuter. Ingwer, Rhabarber und Kampfer kommen zur Sprache. In der chinesischen Medizin gilt die Ingwerwurzel als Stärkemittel und Wärmespender und hat in der Krankheitsvorbeugung einen wichtigen Platz.
Interessant ist das Kapitel über chinesisches Blauweißporzellan. Die Chinesen entwickelten dieses Porzellan im Kontakt mit den Persern, die für ihre Keramik Kobaltblau benutzen.
Beeindruckt hat mich das doppelseitige Foto, auf dem die Fluten des Jangtsekiang abgelichtet sind. Tief haben sie sich in die Höhenzüge des Lian Shan eingeschnitten.
Man lernt Dali, die Hauptstadt von Nanzhao kennen und wird mit der großen Karawane von Kokonor vertraut gemacht. Die Expeditionen, an denen 250 Reiter und 200 Yaks teilnehmen, dauerten vier bis sechs Monate. Beeindruckende Fotos von Nomaden begeistern den Betrachter. Das Nomadenoberhaupt bietet den Karawaniers seine Gastfreundschaft an, dann beginnen die Tauschgeschäfte.
Aufnahmen von einer Reise durch Amdo nach Lhasa folgen. Gezeigt wird u.a. der Potala-Palast , das Zentrum der politischen und geistigen Führung Tibets vor der chinesischen Invasion.
Tee, Tabak und Stoffe waren zusammen mit Salz und Rhabarber die wichtigste Waren, die einst von den Karawanen durch die Mongolei transportiert wurden.
Man liest von den mongolischen Nomaden, die die natürlichen Zyklen der Vegetation zu nutzen wissen. Man betreibt dort übrigens eine Fünf-Tier-Wirtschaft mit Schafen, Ziegen, Yaks und Kamelen.
Die Jurte ist das geniale Wohnhaus der Steppennomaden. Wie dieses " Wohnhaus " aufgebaut ist, wird gut erklärt.
Begeistert hat mich der Bericht von der Seidenstraße durch die Taklamakanwüste. Man lernt in diesem Zusammenhang Dunhuang, ein buddhistisches Heiligtum an der Seidenstraße kennen.
Die Stadt Subahi bei Kucha war über Jahrhunderte hinweg ein bedeutendes künstlerisches und kulturelles Zentrum an der Seidenstaße. Der durch den Handel entstandene Wohlstand ermöglichte es den Bewohnern von Dunhuang Kultstätten zu errichten, wie etwa buddhistische Wandbilder.
Versunkene Städte werden thematisiert.
Man liest von dem Jadetor durch das Karawanen reisen, die dieses wertvolle Mineral von der Oase Hotan in die chinesische Hauptstadt bringen. Auch erfährt man Näheres über die Seide.
Dieser Stoff ist in China bereits 4000 Jahre bekannt. Er symbolisierte einst Autorität, Reichtum und Macht. Bis zum 8. Jahrhundert war Seide in China und Zentralasien ein Zahlungsmittel. Die Perser und später die Araber sorgten für den Transport in den Westen. Dort wog man den kostbaren Stoff mit Gold auf.
Beeindruckend sind auch die Straßen durch Indien und Tibet, insbesondere durch die Hochtäler von Pamir. Tadschiken und Kirgisen lernt man kennen. Kirgisische Sippen werden von einem Oberhaupt angeführt, das wegen seiner persönlichen Verdienste von der Gruppe ausgewählt wurde.
Die Fotos vom Hindukusch haben mich fasziniert, aber auch die Hochgebirgspässe der Seidenstrasse, die sich bis auf 6000 Meter hinauf winden, irgendwo vor den Toren Westtibets.
Die Goldstraße nach Samarkand muss man genau studieren. Die Stadt selbst bringt seit der Antike die Reisenden aus Ost zum Schwärmen. Man liest von den rauschenden Festen, die der Emir dort einst feierte sowie von der Blüte Samarkands und deren Begeisterung für Mathematik und Astronomie. Die "Sternentafeln" Ulug Begs waren für lange Zeit das Maß aller Dinge.
In Buchara, der Hauptstadt Sogdiens, strömten über Jahrhunderte alle Reichtümer Asiens zusammen. Gelehrte, Dichter, Philosophen und Mystiker aus Buchara trugen zur kulturellen Blüte bei.
Buchara ist eine sehr schöne Stadt, ähnlich Chiwa, die wilde Hauptstadt von Choresmien. Sie war im Mittelalter ein wichtiges kulturelles Zentrum.
Die ganze Pracht der persischen Kultur zeigt sich neben Shiraz in Isfahan, das man im Buch ebenfalls kennenlernt.
Der Basar von Täbris ist mehr als 1000 Jahre alt. Man liest über die Edelsteine, die man dort kaufen kann, wie etwa die wundevollen Saphire aus Kashmir.
Istanbul und den großen Basar dort lernt man kennen, die Blütezeit Bagdads kommt zur Sprache der Universalgelehrte Avicenna wird kurz skizziert, dessen Werk Physik und Chemie, Psychologie, Lyrik, Musik, Astronomie, Metaphysik und Medizin umfasste.
Auf den letzten Seiten dieses traumhaften Bildbandes liest man über die Glasmacher in Aleppo, über die Weihrauchstraße nach Arabien, über den Luxus des Orients, wie Bäder, Schönheitsseifen sowie kostbare Parfums und darf sich immer und immer wieder an den schönen, geradezu märchenhaften Bildern berauschen, von denen es in diesem Buch eine Fülle gibt.
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