" Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris." (H. Heine)
Der Schriftsteller und Journalist der Pierre Pinelli und der Buchgestalter Marc Walter führen den Leser durch das Paris zu Ende des 19. bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Der vorliegende Prachtband enthält hochinformative Texte, Aufnahmen und Postkarten von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, aber auch Auszüge aus Programmheften und Menükarten etc.
Eine Vielzahl von Zitaten berühmter Reisender und Parisliebhaber begleiten diese traumhaften alten Bilder.
Diese Zitate stammen von: Ernest Hemingway, Mark Twain, Simone de Beauvoir, Alphonse Daudet, Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig, Louis Aragon, Francis Scott Fitzgerald, Henry Miller und vielen anderen.
Henry Miller schreibt beispielsweise um 1930:" Beim Gang durch die Straßen von Paris erinnern die Buchläden und Galerien unaufhörlich an das Erbe der Vergangenheit und das Fieber der Gegenwart. Ein zielloser Bummel durch ein kleines Viertel genügt oft, um eine solche Fülle von Gefühlen hervorzurufen, dass man von widerstreitenden Impulsen und Begierden gelähmt wird. In Paris braucht man keine künstlichen Stimulanzen, um kreativ zu sein. Die Atmosphäre ist mit Kreativität aufgeladen. Man muss sich sogar davor hüten, zu sehr stimuliert zu werden. Nach des Tages Arbeit findet man immer Erholung. Sie kostet fast nichts, nur den Preis einer Tasse Kaffee. Einfach dasitzen und das Gedränge der Passanten beobachten, das ist eine in Amerika nahezu unbekannte Form der Erholung."
Fünf Spaziergänge werden mittels kleiner Texte und vieler alter Bilder sehr gut beschrieben:
1) Das Herz von Paris - Von Pont Sully bis Concorde
2) Paris in seinem Glanz- Von Concorde bis Porte Saint-Denis
3) Die Viertel der Reichen- Von Champ- de- Mars bis Bois de Boulogne
4) Das linke Seineufer- Von Jardin des Plantes bis Denfert-Rocherau
5) Das volkstümliche Paris- Von Vincennes bis Saint-Onen
Die Bilder bezaubern alle. Ich sehe davon ab einzelne zu beschreiben, weil es dem Gesamteindruck nicht zuträglich wäre. Dieser Gesamteindruck zeigt, dass in dieser Weltstadt die Menschen in allen Zeiten liberaler zu leben verstanden als anderswo.
Stephan Zweig schreibt 1944: "In den vollgedrängten Studentenrestaurants des Quartier bekam man für ein paar Sous die leckersten Nichtigkeiten vor und nach seinem saftigen Beefsteak und noch dazu roten oder weißen Wein und baumlange Stangen köstlichen Weißbrots......Es musste ja nicht gerade der 14. Juli sein, dass nach Mitternacht ein paar junge Paare auf der Straße zu tanzen begannen, und die Polizei lachte dazu: Die Straße gehörte doch jedem!"
... und irgendwann liest man vom Café de Flore, in dem Apollinaire 1912 die literarische Zeitschrift "Les soirées de Paris" gründete und 1917 das Wort " Surrealismus" erfand.
Der Philosoph Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir ließen sich dort häuslich nieder. Das Cafe wurde übrigens zu Treffpunkt der Existentialisten.
Diesen Ort in Saint-Germain kann man heute noch immer aufsuchen. Man sollte dies nicht versäumen, denn die Atmosphäre ist unvergesslich.
Ein schönes Buch.
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