Dies ist eine sehr gute Dokumentation, die das Leben und Werk der deutschen Malers und Grafikers Otto Dix (1891-1969) darstellt. Er wandte sich nach anfänglichen expressionistischen Experimenten zu Beginn der 20er Jahre der neuen Sachlichkeit zu und war neben George Grosz ihr führender Vertreter in dieser Zeit. Er steigerte sich dann bis zum extremen Verismus, bevor er sich nach einer Phase der Landschaftmalerei, in seinem späten Werk erneut dem Expressionsismus näherte, wie in der Dokumentation vielschichtig herausgearbeitet worden ist.
Seine Wurzeln hatte Dix in einer Arbeiterfamilie. Gezeigt wird im Rahmen der Dokumentation sein Gemälde "Die Eltern des Künstlers II". Nach einer vierjährigen Lehrzeit bei einem Dekorationsmaler besuchte er von 1910-1914 die Kunstgewerbeschule in Dresden. Wie man erfährt, war einer seiner Lehrer der Bildhauer Richard Guhr. Seine künstlerischen Anfänge wurden von nachimpressionistischen und expressionistischen Stilelementen bestimmt, die vom Ersten Weltkrieg unterbrochen wurden. Dix wurde als Soldat mehrfach verwundet. Aus seinen Erlebnissen entstand das fünfzigblättrige Radierwerk "Der Krieg". Über dieses wird man in der Dokumentation zufriedenstellend informiert.
Nach Kriegsende setzte der Künstler seine Ausbildung in Dresden fort (es werden übrigens auch Filmausschnitte aus Dresden in jener Zeit gezeigt). Dix wurde nun Meisterschüler von Otto Gussmann und Max Feldbauer. Der psychische Schock der Kriegskatastrophe, die sich anschließende Krise und Verzweiflungsstimmung wurden dann für ihn zur Stimulanz für seine anklagende Botschaft als Maler und Grafiker.
Wie in der Dokumentation anhand von Bildern verdeutlicht wird, finden sich im Werk von Dix neben den Gestaltungsversuchen des Kriegsinfernos, auch sozialkritische Schärfe und schonungslose Offenheit.
Im Bild "Der Streicholzhändler", das im Film visualisiert wird, kauert ein blinder Krüppel. Aus der Froschperspektive sind von den eilenden Passanten nur die Beine zu sehen, sowie ein Hund, der an dem Krieginvaliden ein Bedürfnis verrichtet. Man erfährt u.a., dass Dix seine erschütternden Themen mit technischer Perfektion realisierte, dabei die altmeisterliche Lasurmalerei ebenso beherrschte, wie die expressionistisch-flächige Technik und die äußerst präzise Darstellungsweise mit der Feder.
Seine Porträts aus den zwanziger und dreißiger Jahren, einige lernt man im Rahmen der Dokumentation kennen, sind von einem schonungslosen Realismus, gepaart
mit tiefgreifender Charakterzeichnung gekennzeichnet. Man erfährt, dass Dix von 1927 bis 1933 als Professor an der Akademie in Dresden lehrte. Damals entstanden die beiden großen Tryptichen "Großstadt" und der "Krieg", die jeweils ausführlich am Bild erklärt werden. Auch sein Gemälde "Die Schrifstellerin Sylvia von Harden" wird gezeigt und dessen Entstehungsgeschichte kurz erzählt.
1933 wurde Dix seiner Professur enthoben. Der Künstler erhielt Mal- und Ausstellungsverbot. Seine Werke wurde diffamiert. In diesem Jahr entstand das Werk "Die sieben Todsünden", das ebenfalls am Bild ganz genau erläutert wird. Hier reitet Hitler auf einer Hexe seinem sicheren Untergang entgegen.
1936 zog sich Dix nach Schloss Randegg bei Singen, anschließend nach Hemmenhofen zurück und befasste sich mit Landschaftzeichnungen. Auf ein Leben nach 1945 wird selbstverständlich auch eingegangen, allerdings fand er nach dem Krieg keinen Anschluss mehr an die neuen Bewegungen in der Kunst. Interviews mit seiner Tochter, auch mit einem Schüler lassen erahnen, welch ein Mensch er war.
Otto Dix war einer der markantesten Repräsentanten der deutschen Nachkriegsexpressionisten-Generation und einer der scharfsinnigsten, satirischen Porträtisten in Deutschland. Dies macht hervorragende die Bild-Dokumentation unmissverständlich deutlich.
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