Rezension: Denken mit Goethe

" Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe? ( Goethe), 9. März 2009


" Denken mit Johann Wolfgang von Goethe " um fasst ein Vielzahl von Gedanken und Aussprüchen des Dichters zum Thema: Welt, Leben, Menschen, Erziehung, Frauen, Liebe, Glück, Charakter, Kunst, Poesie, Geschichte und Philosophie.

Wer hofft, aufgrund dieser Sentenzen Goethe vollständig kennenzulernen zu können, erwartet zu viel. Man lernt Goethe übrigens auch dann nicht vollständig kennen, wenn man all seine Werke gelesen hat. Soviel nur.

Dennoch ist es lohnenswert sich in das Büchlein zu vertiefen, denn Goethe besaß einen besonders tiefen Blick und breitgefächerte Erkenntnisse, die ihn zu einem klugen Mann werden ließen, auch wenn er bis ins hohe Alte spielte, primär mit Worten spielte.

Vielleicht darf man nicht aufhören zu spielen, um klug zu werden und vielleicht übt man sich am besten in Herzensbildung, wenn man mit anderen fair spielt.

Wer spielt öffnet sich nicht nur gegenüber der Kreativität, sondern zeigt auch Bereitschaft zu lernen. Lernen ist die Grundvoraussetzung um klug zu werden.

Goethe bekämpfte seine Höhenangst damit, dass er als Student trotzdem immer wieder das Straßburger Münster emporstieg. Die Therapie, die er sich verordnet hatte, funktionierte. Offenbar war Goethe davon überzeugt , dass man die Psyche generell überlisten kann, denn er schreibt:" Seelenleiden, in die wir durch Unglück oder eigene Fehler geraten, sie zu heilen, vermag der Verstand nichts, die Vernunft wenig, die Zeit viel, entschlossene Tätigkeit hingegen alles. " Prof. Holm-Hadulla, dessen Psychobiographie über Goethe ich gerade gelesen und rezensiert habe, dokumentiert in seiner Analyse, dass diese Vorgehensweise Goethes Werke hervorgebracht haben. Die Leiden an Lotte überwandt er beispielweise durch sein entschlossenes Schaffen am " Werther ".

Goethe bekam fast alle seine Seelenleiden auf diese Weise in den Griff. Er kannte sich und wusste wie er vorgehen muss. Psychotherapeuten hätten kein Geld an ihm verdient. Er therapierte sich selbst.

Gestern habe ich die jetzt folgende Sentenz in die Kopfzeile der Rezension zur Psychobiographie über Goethe gewählt: " Die reinste Freude, die man an einer geliebten Person finden kann, ist die, zu sehen, dass sie andere erfreut." Dieser Satz dokumentiert Herzensbildung. Hier zeigt sich ein Mensch, der frei von Eifersucht, Besitzgebaren etc. zu sein scheint. Hier zeigt sich ein Mensch, der begreift, dass das Schönste, was Menschen sich schenken können, Freude ist, ausgelöst vielleicht durch ein Lächeln, ein liebes Wort, eine bejahende Geste.

Goethe weiß: " Unter allen Besitzungen auf Erden ist ein eigen Herz die kostbarste, und unter Tausenden haben sie kaum zwei."

Wir sollten uns alle bemühen, dass aus den zweien viele werden.

Hervorheben möchte ich noch folgenden Gedanken: " Die wahre Poesie kündigt sich dadurch an, dass sie, als ein weltliches Evangelium, durch innere Heiterkeit, durch äußeres Behagen, uns von den irdischen Lasten zu befreien weiß, die auf uns drücken. Wie ein Luftballon hebt sie uns mit dem Ballast, der uns anhängt, in höhere Regionen und lässt die verwirrten Irrgänge der Erde in Vogelperspektive vor uns entwickelt da liegen. Die muntersten wie die ernsteren Werke haben den gleichen Zweck, durch eine glückliche geistreiche Darstellung so Lust als Schmerz zu mäßigen. "
Aber lesen Sie bitte selbst....










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