Eine der schönsten Städte Deutschlands.
In diesem wundervollen, reich bebilderten Buch wird die von mir überaus geschätzte Kunststadt Dresden vorgestellt. Der Autor, Dieter Zumpe, hat in Dresden und Berlin Geschichte und Theaterwissenschaft studiert, der Fotograf Ernst Wrba studierte Foto-Design.
Gleich zu Beginn wird man visuell an den Mythos von Elbflorenz erinnert und kann sich eines doppelseitigen Gemäldeausschnitts "Die Frauenkirche in Dresden" von Bernado Belotti, genannt Canletto, entstanden 1751/52 erfreuen. Im Rahmen eines Streifzugs durch die Stadtgeschichte erhält man einen sehr guten Überblick über die Zeitläufte in Dresden, deren dunkelste Tage wohl der 13./14. Februar 1945 gewesen sind, als durch Bombenangriffe und den damit einhergehenden Feuersturm die gesamte Innenstadt vernichtet wurde.
Man lernt das renovierte Residenzschloss kennen, aus dem mittlerweile ein Museumsschloss geworden ist. Hier nämlich hat das "Grüne Gewölbe", das "Kupferstichkabinett" und demnächst auch die "Türckische Cammer" sowie die "Rüstungskammer" ihr Domizil. Bewundernswert ist die Aufnahme, die den Eingang zum Hausmannsturms vom Schlosshof aus zeigt. Der Fürstenzug am "Langen Gang" vor dem Stallhof am Schloss mit seinen 25 000 Porzellankacheln ist abgelichtet und der neue Lichthof im kleinen Schlosshof, der jetzt zur Piazza geworden ist, von der aus man in die Museen gelangt. August der Starke präsentierte 1729 im Schloss die europaweit erste - öffentlich zugängliche Schatzkammer- das "Grüne Gewölbe", über das im Buch ausführlich berichtet wird. Erstaunlich ist, das die Schätze durch die Jahrhunderte nahezu vollständig erhalten geblieben sind. Die Themen der einzelnen Räume: Saal der Kunststücke mit Mikrokabinett, Kristallkabinett, zwei Räume der Kurfürsten, Raum der königlichen Pretiosen, Dringlinger-Saal und Email-Kabinett.
Neben hervorragenden Texten zum Grünen Gewölbe, kann man sich anhand sehr guter Fotos einen Eindruck von der Pracht dort verschaffen, auch von Dinglingers "Der Thron des Großmoguls Aureng Zeb", der Vision von orientalischer Macht und Pracht. Des Weiteren werden die Prunkwaffen in der Rüstungskammer thematisiert und das " Kupferstich-Kabinett" im Schloss, das den Reichtum aus nahezu 450 Jahren zeigt, bevor sich der Autor mit der Hofkirche auseinandersetzt, in der man u.a. einen Engel von Balthasar Permoser bewundern kann.
Überaus gelungen ist die Beschreibung des Zwingers, eine originäre Idee Augusts des Starken, entstanden nach einer Ideenskizze, die seine Architekten und Bildhauer umzusetzen hatten. Mit dem Erweitern der kurfürstlichen Kunstsammlung und dem Bau repräsentativer Schlösser und dem Palais setzte sich der König ein bleibendes Denkmal. Der Zwinger gehört zu den Hauptwerken des sächsischen Barock und zu einem Höhepunkt europäischer Baukunst. Wegen eines Staatsbesuchs des Dänenkönigs wurde in aller Eile ein hölzernes "Amphitheater" gezimmert, das Baumeister Daniel Pöppelmann nach 1709 durch ein steinernes Gebäude ersetzte. Thematisiert werden im Zusammenhang mit dem Zwinger u.a. die Skulptur "Großer trauender Mann, den Opfern des 13.Februar 1945 gewidmet", die Wasserkaskaden der "Langgalerie" und das plätschernde Wasser als barocke Gestaltungselemete, sowie die Nymphen Permosers, bevor man Näheres über die Galerie der Alten Meister im Zwinger erfährt. Nicht nur die "Sixtinische Madonna", sondern eine Vielzahl anderer wundervoller Gemälde werden im Buch gezeigt, erfreulicherweise auch Rembrandts "Selbstbild mit Saskia", d Antonella de Messinas "Der heilige Sebastian" und Lucas Cranach Adam und Eva". Eine sehr gute Darstellung dieser grandiosen Galerie!
Gefallen hat mir auch die Beschreibung der Porzellangalerie, die ich schon zweimal besucht habe. Neben ostasiatischen Stücken steht natürlich das "Meißener Porzellan" im Mittelpunkt. Zwei Jahre nach der Erfindung des Porzellans wurde seitens August des Starken die "Königliche Manufaktur" in Meißen gegründet. In der Galerie lernt man kunstvoll gestaltete Servicen, Tafelaufsätze, Szenen aus dem Hofleben etc. kennen und natürlich auch die hübschen Figuren, wie etwa die "Tanzende Harlekinfamilie" aus der "Commedia dell` Art" von Johann Joachim Kändler, die im Buch doppelseitig abgebildet sind.
Entzückt bin von der Beschreibung des Taschenbergpalais. Dort hatte ich bereits das Vergnügen zu logieren und Silvester zu feiern. Die prominenteste Bewohnerin war die Gräfin Cosel, eine Mätresse August des Starken, die 1713 in Ungnade fiel und verbannt wurde. Von der im Krieg zerstörten Innenausstattung konnte nur die doppelläufige Haupttreppe mit Balustraden wiederhergestellt werden. Das "Italienische Dörfchen", das ich im Rahmen meiner Kaffeehausrezension gestern erwähnte, wird in der Folge auch in diesem Buch beschrieben und es wird der historische Hintergrund des Begriffs bestens ausgelotet.
Gottfried Sempers Opernhaus ist ein Kapitel gewidmet und viele Fotos sorgen dafür, dass, man einen Eindruck von der Schönheit dieses Gebäudes erhält. Anschließend lernt man die Gegend um die Frauenkirche näher kennen und erfährt Einiges über den Wiederaufbau dieses Bauwerkes. Die Geschichte des "Coselpalais" und das "Kurländerpalais" wird kurz skizziert, auch das Stadtmuseum bleibt nicht ausgespart und man liest von dem Altmarkt mit der Kreuzkirche, dem Gewandhaus und dem neoklassizistischen "Neuen Rathaus" mit seiner Kuppel von Otto Gussmann.
Gelungen auch ist die Vorstellung der vielen Denkmäler, das größte ist der " Goldene Rathausmann" von Richard Guhr, eine der markanten Stadtkronen von Dresden. Ein besonders schönes Denkmal ist in meinen Augen Johann Schillings "Die Nacht, mit Schlaf und Traum". König Augusts III. Premierminister Heinrich Graf von Brühl bleibt nicht ausgespart und die nach ihm benannte "Brühlsche Terrasse", ferner wird das Zeughaus thematisiert, die große Galerie neuer Meister, aber auch das Albertinum, mit seiner Fülle an weißen Skulpturen und die Kassematten im Untergrund, die ich bislang leider noch nicht besichtig habe.
Ein Streifzug durch Dresdens "Vorgärten" führt auch in "Pfunds Milchgeschäft", das man gesehen haben sollte wegen der schönen Fliesen von Villeroy und Boch. Interessant auch ist die "Moschee für den Zigarettenkönig", auch das "Japanische Palais" und das so genannte "Blaue Wunder". Auch hierzu erfährt man viel.
Schön, dass man auch die "Gläserne Manufaktur für VW" im Fokus hat. Diese zu besichtigen lohnt sich wirklich. Das "Palais im Großen Garten" ist wie Phönix aus der Asche wiederauferstanden und erfreut den Betrachter ebenso sehr wie die Schlösser und der Wein im Elbeland, die im Buch ebenfalls sehr gut beschrieben werden. Die "Moritzburg" muss man besuchen und das "Bergpalais von Pillniz" mit den chinesischen inspirierten Gestaltungselementen bevor man im Weingut Schloss Prinz von Lippe in Proschwitz, dem ältesten Weingut Sachsens, sehr gute Tropfen verkosten kann und in Gedanken die Fülle der Kunst Dresden vor seinem geistigen Augen sieht und zutiefst beeindruckt von der Schönheit dieser Stadt sie in sein Herz einschließt.
Dieses Buch kann nicht genug gelobt werden.
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