Diese Publikation erschien anlässlich der Ausstellung "Eduard Munch und das Unheimliche", die um Leopoldmuseum in Wien vom 16.10.2009-18.1.2010 stattfand.
In diesem Bildband sind über 200 Werke folgender Künstler abgelichtet: Cuno Amiet, Arnold Böcklin, Aroldo Bonzagni, Klemens Brosch, Jules de Bruycker, Frantz Charlet, Francois Bicolas Chifflart, Honoré Daumier, Karl Wilhelm Diefenbach. James Ensor, Georges de feure, Johann Heinrich Füssli, Paul Gauguin, Francisco de Goya, Christian Griepenkerl, Karl Georg Adolf Hasenpflug, Victor Hugo, Rudolf Jettmar, Aksel Waldemar Johannessen, Albert von Keller,Fernand Knopff, Theodor Kittelsen, Gustav Klimt, Max Klinger, Alfred Kubin, Eugéne Laermans, Alberto Martini, Gabriel von Max, Charles Meryon, Geroge Minne, Otto Modersohn, Angelo Morbelli, Gustave Moreau, Edvard Munch, Mihály Munkácsy, Pietro Pajetta, Odilon Redon, Félicien Rops, Egon Schiele, Jacques Ernst Sonderegger, Leon Spillaert und Franz von Stuck.
Kurzbiographien in deutscher und englischer Sprache verhelfen dem Betrachter der Werke, diese besser interpretieren zu können, da man im Rahmen der Lebensbeschreibungen auch stets etwas über den besonderen Stil des Malers erfährt.
Dem Katalog-Teil sind einige sehr erhellende Essays vorangestelllt. Michachel Fuhr befasst sich mit dem Unheimlichen in der Kunst. Dabei thematisiert er Sigmund Freuds Aufsatz mit dem Titel "Das Unheimliche", den dieser 1919 publizierte. Hier untersuchte der Psychologe die linguistischen, künstlerischen und psychologischen Konnotationen des Begriffs, wie man erfährt. Der Definition Freuds zufolge ist "das Unheimliche einerseits das, was "un-heimlich" ist, also , was besser heimlich verborgen geblieben wäre. Andererseits ist freud zufolge unheimlich, was "un-heimelig" ist, was also nicht dem Vertrauten, Gewohnten, Geborgenen entspricht" (vgl. S. 12). Eine essentielle Ergänzung zu Freuds Versuch einer Begriffserklärung stammt von Julia Bernard. Sie konstatiert, dass das Unheimliche "performativ" sei und nach ihrer Vorstellung damit eigentlich nicht fassbar bzw. darstellbar.
Durch die bildende Kunst des 19. Jahrhundert zieht sich das Unheimliche wie ein roter Faden und beschäftige, so Fuhr, ganz Europa. Man liest in der Folge vom Realismus des Unheimlichen und erfährt, dass gerade im Genre des Fantastischen die Literatur und bildende Kunst des 19. Jahrhunderts eng miteinander verflochten sind. Einer der Vorreiter der fantastischen Literatur war Edgar Allan Poe. Fuhr nennt Charles Baudelaire, Stéphane Mallarmé und Jules Verne stellvertretend für die literarische, Aubrey Beardsley, James Ensor und Alfred Kubin als Beispiel für die bildkünstlerische Rezeption Poes im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die Kunst des Symbolismus und die Themen und Motive des Unheimlichen werden fokussiert. Hier erfährt man, dass manche Motive auf uralten Ikonografien beruhen. Das Zwielicht als Symbol für das Ambivalente, Ungewisse und Undurchschaubare kommt zur Sprache. Träume und Alpträume sind ein Thema, auch die Orte des Unheimlichen und schließlich wird hervorgehoben, dass ein Kunstwerk dadurch vor allem unheimlich wird, dass "Rätselhaftes, Erschreckendes oder Grausames in die vermeintliche Sicherheit des vertrauten, heimisches bereichs eindringt."(vg.:19)
Britt Guleng befasst sich in ihrem Aufsatz mit den verborgenen Tiefen der Erinnerung des Künstlers Edvard Munch (1863-1944) und Xavier Tricot thematisiert in seinem Essay das Unheimliche in James Ensors Werk.
Hier erfährt man nicht zuletzt u.a., dass der Künstler durch die Märchen von Poe in seinem Schaffen inspiriert wurde
Interessant auch ist der Aufsatz von Nico Kirchberger, der sich mit Geistern, Hexen, Somnabulen in der Bildkunst des 19. Jahrhunderts befasst, speziell der "Seherin von Prevorst". Dem Essay Marsha Mortons Max Klingers und die unheimliche Wiederkehr des Biedermeier folgt ein Aufsatz von Hans Holländer, den man unbedingt lesen sollte, weil er sich mit dem Phänomen Zwielicht und Dämmerung auseinandersetzt.
Holländer zitiert aus dem Brockhaus zwecks Begriffserläuterung, bevor schließlich die Wahrnehmungen des Unheimlichen im Alltäglichen, aber mithin auch das Unheimliche als besondere psychische Empfindung, auch als Desortientierung seitens Walter Schurian zur Sprache kommen.
Es folgen im Anschluss zunächst Werke von Edvard Munch, nicht zuletzt auch seine berühmten Bilder "Angst" (1894), " Geschrei" ( 1895) und " Madonna" (1895), Gemälde des Künstlers James Ensor, wie etwa " Vom Lachen zum Weinen" (1908) zeigen Symbole des Unbewussten. Dies gilt auch für Böcklins "Venus Anadyomene" und für Stucks "Forellenweiher". Was man unter den Symbolen des Unbewussten zu verstehen hat, wird im Buch gut erläutert. Ebenfalls gut erklärt werden die Phänomene Alptraum umd Traum in der Malerei, wie sie bei Goya und Füssli zum Ausdruck kommen. Gut nachvollziehbar bei Füsslis "Der Alp verlässt das Lager von zwei schlafenden Frauen."
Die Geister der Nacht und die Visionen des Okkulten kann man bildlich dargestellt bewundern und sich von Gemälden die den Tod und Teufel zum Thema haben erschrecken. Sehr gruselig ist Ensors "Der Tod verfolgt eine Menschenmenge" und Kubins "Der Tod als Reiter". Eher skurril wirkt " Die Satanistin" von Félicien Rops. Es folgen Gemälde, die das unheimliche Heim und die tote Stadt zum Thema haben. Hier beeindruckten mich " Die Goldenen Häuser von Brügge" von Frantz Charlet und Alfred Kubins Tod der Stadt am meisten.
Ein sehr gut gemachtes Buch, mit exzellenten Ablichtungen vieler berühmter aber auch weniger bekannter Bilder namhafter Künstler.
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