Im psychologischen Sinn wurzelt die Machtgier nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche." ( Fromm),
Der Psychoanalytiker Erich Fromm befasst sich in diesem Buch mit der Fähigkeit des Menschen zu zerstören, mit seinem Narzissmus und seiner inzestuösen Fixierung.
Dabei thematisiert er zunächst die verschiedenen Formen von Gewalt: beginnend mit der spielerischen, fortführend mit der reaktiven, der rachsüchtigen und endend mit der kompensatorischen Gewalttätigkeit.
Reaktive Gewalttätigkeit entsteht u. a. durch Frustrationen. Wenn Wünsche oder ein Bedürfnis unbefriedigt bleiben, kann aggressives Verhalten entstehen. Ein derartiges aggressives Verhalten stellt einen, mitunter vergeblichen Versuch dar, sich das was einem vorenthalten wird, mit Gewalt zu nehmen.
Mit der aus Frustration resultierenden Aggression verwandt ist nach Fromm die aus Neid und Eifersucht entstehende Feindseligkeit. Neid und Eifersucht sind Frustrationen, die sich dadurch intensivieren, dass A nicht nur das, was er sich wünscht, nicht bekommt, sondern auch, dass jemand anderes statt seiner in den Genuss kommt. Rachsüchtige Gewalttätigkeit findet man bei Einzelpersonen und bei Gruppen. Das Rachemotiv steht stets im umgekehrten Verhältnis zur Stärke und Produktivität einer Gruppe bzw. eines Einzelwesens.
Fromm hebt hervor, dass Schwächlinge keine andere Möglichkeit haben ihre zerstörte Selbstachtung wiederherzustellen als Rache zu nehmen. Produktiv lebende Menschen dagegen besitzen dieses Bedürfnis nicht oder nur kaum. Der Grund hierfür sei ihre Fähigkeit etwas zu schaffen. Diese Fähigkeit erweist sich stärker als das Verlangen nach Rache. Der reife, produktive Mensch ist weniger von der Rachsucht motiviert als der Neurotiker, dem es offenbar schwerfällt ein ausgefülltes, unabhängiges Leben zu führen.
Bei schweren psychischen Erkrankungen kann die Rache zum beherrschenden Lebenszweck werden, weil ohne diese Rache nicht nur die Selbstachtung, sondern auch das Selbstgefühl und das Identitätserleben zusammenzubrechen drohen. Enttäuschte Liebe, aber auch enttäuschter Glaube machen den Menschen zum Zyniker und Zerstörer. In solchen Fällen handelt es sich um die Destruktivität der Verzweiflung. Die Enttäuschung über das Leben führt zum Selbsthass.
Menschen, die aus Schwäche, Angst, Inkompetenz oder dergleichen nicht fähig sind zu handeln, leiden an dieser Impotenz.
Fromm erklärt ausführlich in der Folge den Begriff " Negrophilie" ( Liebe zum Toten) und "Biophilie" ( Liebe zum Lebendigen) , um im Anschluss daran aufzuzeigen, dass ein Mensch mit negrophiler Orientierung sich von allem Toten angezogen fühlt und fasziniert ist von Leichen, Verwesung, Kot und Schmutz. Maßgeblich für den negrophilen Menschen ist seine Einstellung zu Gewalt. Für ihn ist Gewalt die Fähigkeit einen Menschen in einem Leichnam zu verwandeln.
Gewalt ist letztlich die Macht zu töten.
Auch wenn ein Negrophiler nicht gerade tötet, sondern eventuell "nur" die Freiheit beraubt oder aber "nur" demütigt oder den Besitz des anderen wegnehmen möchte, steht hinter allen Aktionen die Bereitschaft zu töten.
Solche Menschen lieben die Gewalt, für solche Menschen ist das Zerstören die größte Leistung. Solche Menschen möchten über andere herrschen, möchten Macht haben. "Im psychologischen Sinn wurzelt die Machtgier nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche."( Zitat: Fromm)
Hochgradig negrophile Menschen lassen sich an ihrer äußeren Erscheinung bereits erkennen. Sie wirken sehr kalt und ablehnend. Negrophile neigen zu zwanghafter Ordnungsliebe. Fromms negrophile Charakterbeschreibung erinnert an Freuds Beschreibung des Analneurotikers.
Im Anschluss an die Betrachtung des negrophiles Charakterbildes befasst sich Fromm mit dem individuellen und gesellschaftlichen Narzissmus.
Narzissten versuchen eine Art Gott zu sein. Deshalb isolieren sie sich von allen anderen Menschen. Ihre Isolation jagt ihnen Angst ein. Jedermann wird in der Folge Feind und um der daraus resultierenden Angst Herr zu werden, muss er seine Macht, seine Skrupellosigkeit und seinen Narzissmus verstärken.
Die Außenwelt( das Nicht-Ich) ist für den Narzissten minderwertig, gefährlich und unmoralisch. Auf Kritik reagiert der narzisstische Mensch mit Aggression.
Nur wenn der Mensch sich frei macht von der Illusion seines unzerstörbaren Ich, kann es sich der Welt öffnen und ganz zu ihr in Beziehung treten. Ein Mensch gelangt zu vollen Reife, wenn er sich frei gemacht hat von dem individuellen und gesellschaftlichen Egoismus.
Neben Nekrophilie und Narzissmus wirken inzestuöse Bindungen ebenfalls negativ auf Wachstum und Leben und beschwören Streit, Destruktion und Tod herauf.
In der inzestuösen Bindung an die Mutter steckt nicht nur die Sehnsucht nach ihrer Liebe und Ihrem Schutz, vielmehr auch die Angst. Die Angst entsteht vor allem durch die Abhängigkeit, welche das Gefühl der eigenen Kraft nicht aufkommen lässt.
"In dem Maße, wie ein Mensch in seiner Abhängigkeit gefangen bleibt sind, sind seine Unabhängigkeit, seine Freiheit und sein Verantwortungsgefühl reduziert "(Zitat: Fromm).
In späteren Beziehungen zur "Weib-Mutter" kann sich dieses nicht Ablösenkönnen von der Mutter u.a. in plötzlichen Wutausbrüchen oder allgemeiner Widerspenstigkeit, auch in sexuellen Störungen äußern.
Verquicken sich Negrophilie, Narzissmus und inzestuöse Symbiose miteinander, kommt es zu einem " Verfallssyndrom ". Die Triade dieser Charakterzüge führte bei Hitler dazu, dass er zu einem Feind der Menschheit und des Lebens wurde.
Der jeweilige Grad des Bösen im Menschen entspricht nach Fromm dem Grad der Regression.
Der Mensch neigt zum Guten und auch zum Bösen. Obschon es ihm frei steht zwischen zwei Alternativen zu wählen, sind diese Alternativen letztlich von der Gesamtsituation determiniert, in welcher es sich befindet.
"Wir müssen zusammen mit unseren Zielen unsere Mittel wählen. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass uns jemand errettet, sondern wir müssen uns immer der Tatsache bewusst werden, das falsche Entscheidungen uns die Fähigkeit rauben, uns selbst zu retten." ( Zitat: Fromm)
Destruktion und Gewalttätigkeit sind eindeutig die falsche Entscheidung, denn sie führen uns von unserem Selbst weg. Weshalb das so ist, kann man in diesem Buch nachlesen. Gewaltätigkeit und Destruktion führen nicht zu innerem Wachstum.
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