Rezension: Liebesbriefe großer Männer: Ewig dein, ewig mein, ewig uns

Ich schreibe Dir diesen Brief, um Dich meiner unsterblichen, meiner ewigen Liebe zu versichern....."( Oscar Wilde),

Dr. Sabine Anders und Katharina Maier sind die Herausgeberinnen der " Liebesbriefe großer Männer ".

Unter großen Männern verstehen die beiden Damen berühmte Persönlichkeiten aus der Politik, der Literatur, der Kunst und der Musik, wie man dem Inhaltsverzeichnis entnehmen kann.

Die hier aufgeführten Briefschreiber sind alle schon lange verstorben. Auffallend ist, dass die Mehrzahl der Personen im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Vermutlich erreichte das Schreiben von Liebesbriefen zu diesem Zeitpunkt seinen Höhepunkt.

Was sind Liebesbriefe?

Auf der Rückseite des Buchumschlags erfährt man, dass es stete Versuche sind " die drei Worte - Ich liebe dich - so auszudrücken, dass der andere die Verzückung dieses großen Gefühls spüren und glauben kann."

Ich bin stets etwas zögerlich Briefe zu lesen, die nicht an mich adressiert sind. Das gilt umso mehr für Liebesbriefe. Diese sind ganz besondere Geschenke, mit denen man sehr sorgfältig umgehen sollte.

Da keiner der Schreiber mehr lebt und die Nachfahren offenbar wenig Probleme damit haben den intimen Nachlass dieser Personen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, habe ich mich schließlich zur Lektüre des Buches entschlossen, weil mich interessierte, worin sich die verbalen Gefühlsäußerungen der einzelnen Schreiber unterscheiden, weil ich neugierig war Temperamentsunterschiede zu erspüren und weil ich erfühlen wollte, ob man sprachlich nachvollziehen kann, ob es wirkliche Liebe oder nur Liebelei war, die den jeweiligen Verliebten zu seinem Tun antrieb. Es ging mir dabei weniger darum, wer die Briefe geschrieben hat, sondern wie die Texte angelegt sind.

Ist es möglich die Zwischentöne herauszuhören? Ist es möglich die Gefühlsintensität in ihrer Gesamtheit zu erspüren? Kann man den Unterschied zwischen Galanterie und ernst gemeinter Liebesempfindung aus Worten heraushören?

Ja, es ist möglich. Vielleicht, weil man emotional relativ unbeteiligt ist und der analytische Blick nicht getrübt wird.

Ich muss zugeben, dass ich von den Briefen Napoleons an Josephine am meisten angetan bin.

Wie kein anderer Schreiber - noch nicht einmal Goethe, Lord Byron, Liszt und Rilke - dokumentiert Bonaparte in seinen Briefen die intensive Liebe zu seinem Herzens - Du, indem er sich völlig zurücknimmt und Josephine glaubhaft zur Königin seines Gefühlslebens und seiner Träume macht:

" Fortwährend denke ich im Geiste an Deine Küsse, Deine Tränen, Deine reizende Eifersucht, und der Zauber der unvergleichlichen Josephine entfacht immer von neuem die wild glühende Flamme meines Herzens und meiner Sinne. Wann werde ich endlich, frei von Sorgen und Geschäften, all meine Zeit bei Dir verbringen können, nicht anderes zu tun zu haben, als Dich zu lieben, an nichts anderes zu denken brauchen als an das Glück, es Dir zu sagen und zu beweisen? "

Dieses Sich - Zurücknehmen ist ein Indiz für große Liebe.

Wenn der Briefschreiber in erster Linie von seinem Befindlichkeiten schreibt, werde ich skeptisch. Richard Wagner ist so ein Fall.

Man liest auch Liebesbriefe der Adressatinnen. Mitunter erscheinen die Gefühlsäußerungen ein wenig Besitz ergreifend, wie etwa bei Karoline von Günderrode an Friedrich Kreuzer: ".... Lass keine Zeit, kein Verhältnis zwischen uns treten. Den Verlust Deiner Liebe könnte ich nicht ertragen, versprich mir, mich nimmer zu verlassen." Bei solchen Äußerungen ist immer Vorsicht angesagt.
Eine kurze Beschreibung der jeweiligen Liebesbeziehungen der einzelnen Briefverfasser wird gegeben.

So erfährt man beispielsweise :

" Als Goethe nach Weimar kam, lernte er die sieben Jahre ältere und unglücklich verheiratete Charlotte von Stein kennen. Ihr Verhältnis dauerte fast 10 Jahre und zerbrach erst als Goethe seine fluchtartige Italienreise antrat. Nach seiner Rückkehr über ein Jahr später dauerte es lange, bis die beiden wieder zu einem freundschaftlichen Umgang miteinander fanden." .
Es ist unmöglich innerhalb der Rezension alle Schreiber im Buch zu nennen. Puschkin, Heine, Keats, Hugo und Schnitzler gehören zu ihnen, aber auch Oskar Wilde.

Dieser schreibt an seinen Geliebten Bosie (Lord Alfred Douglas): "......Wenn wir uns im Missklang befinden, dann verliert für mich die Welt alle Farbe; doch wir sind ja niemals wirklich im Missklang. Ich denke an Dich Tag und Nacht.... Ich bin immer voller Hingabe, der Deine..."

Ein wunderbares Buch mit wundervollem Inhalt.

Ich erlaube mir meine Rezension mit einigen Zeilen aus einem Liebesbrief Franz Liszts an Carolyne Sayn-Wittgenstein zu beenden:
" Vergessen wir nicht, dass unser Weg und unser Ziel die Liebe ist- die Liebe, die alle Lasten leicht tragen lässt, denn sie entströmt unaufhörlich den Quellen des ewigen Lichts. "

Sehr empfehlenswert!










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