Rezension: Deutsche Minnesang

Der deutsche Minnegesang ist die Lyrik , die sich mit der ritterlich höfischen Kultur in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entwickelte und deren Höhepunkt in den Jahren zwischen 1180 - 1220 erreicht wurde. Minnesänger waren Angehörige des Fürstenstandes, des Adels, später aber auch bürgerliche Dichter. Ihre wichtigsten Pflegestätten waren die Höfe kunstsinniger Fürsten.

Die so genannte " hohe Minne " , die zumeist in den Liedern besungen wird, ist die mittelalterliche Bezeichnung für die platonische, aber keineswegs unerotische Liebesbeziehung zwischen einem Ritter und der von ihm als Ideal verehrten Dame, die in der Regel verheiratet ist. Sinn der Liebe ohne Lohn war die Läuterung des Ritters, dessen seelische und sittliche Tugenden durch den Verzicht auf konkrete sexuelle Handlung entfaltet werden sollten.

Das Besondere des Minneliedes ist die Liebesauffassung und die dichterische Form. Sie entwickelte sich nach französisch-provenzalischem Vorbild, der dort schon etwas früher entstandenen Troubadour-Dichtung. Die Liedstrophe des Minneliedes ist dreigeteilt; sie ist gekennzeichnet durch einen Auf- und Abgesang. Der Minnesänger ist stets Komponist und Dichter zugleich. Angesprochen wird nahezu immer die unerfüllbare Sehnsucht zwischen dem männlichen Ich und seinem weiblichen Wunschbild.

Der Minnegesang durchlebte verschiedene Phasen. Diese unterteilt man in Frühe Klänge, Neuer Sang, Erfüllte Zeit, Wende und Nachklang. Im vorliegenden Büchlein werden Minnelieder aller Entwicklungsphasen vorgestellt. Ist der Strophenaufbau zunächst einfach- vier paarweise getrennte Zeilen, mitunter mit einer reimlosen, eingeschobenen Zeile - werden die Liedkonstruktionen in der Folge komplexer.

Minnesänger der Blütezeit des Gesangs sind u.a. Heinrich von Mohrungen, dieser reflektierte subtil durch seine Verse das Wesen der Minne und produzierte in der Regel Klagelieder; Hartmann von der Aue, hatte das Motiv des niederen Minnegesangs im Auge und Walther von der Vogelweide schließlich, verband die hohe Minne, angeregt durch Vagantenlieder, mit der niederen Minne textlich , um auf diese Weise die ständische Gebundenheit der jeweiligen Textinhalte aufzulösen.

Im nachstehnden Minnelied , dessen Beginn ich hier anführe, überdenkt von der Vogelweide den Begriff Minne. Zum besseren Verständnis gebe ich nicht den mittelhochdeutschen Text, sondern den neudeutschen wieder, wohl wissend , das die Poesie des Liedes darunter immens leidet.

Kann mir jemand sagen, was Minne ist? Weiß ich auch
etwas darüber, so wüsste ich gerne mehr davon. Wer mehr davon
versteht als ich, der belehre mich, weshalb sie so schmerzt.
Minne ist Minne, wenn sie wohl tut. Tut sie weh, dann

nennt man sie zu Unrecht Minne. In diesem Falle aber weiß
ich nicht, wie man sie bezeichnen soll.
Wenn ich es richtig erraten kann, was Minne ist, dann ruft
" Ja" ! Minne ist zweier Herzen Freude. Tragen sie zu
gleichen Teilen, dann ist die Minne da; trifft sie aber nicht
zu , dann kann ein einzelnes Herz sie nicht aufnehmen...

So das Denkergebnis des preisgekrönten Dichters, der in "Unter der Linde" zeigt, dass er bei aller Entsagung durchaus erotischer Träume fähig war.

Empfehlenswert.

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