" Ich habe mich entschlossen nur gute Bücher zu lesen: ,w er schlechte Bücher liest, gleicht einem Menschen, der sein Leben in schlechter Gesellschaft zubringt. " ( Montesquieu )
Der französische Schriftsteller und Staatsphilosoph Montesquieu ( 1689 -1755 ) ist einer der bedeutendsten Vertreter der Aufklärung und wurde mit seinen " Persischen Briefen ", einer kritisch- sarkastischen Darstellung der französischen Gesellschaft, berühmt. In seinem Hauptwerk " Vom Geist der Gesetze " ( Rezension Helga König) untersucht er ausgehend von der antiken Lehre drei Staatsformen ( Demokratie, Monarchie, Despotie.) Mit seiner Lehre von der Gewaltenteilung übte er großen Einfluss auf die Französische Revolution aus.
Das vorliegende Buch enthält Sentenzen und länger ausgeführte Notizen zu unterschiedlichen Themen, die u. a. Bezug nehmen auf die klassische Literatur, die das Wesen des Menschen zu erfassen sucht. Fragen von Literatur und Gesellschaft, Stil und Geschmack, Religion und Staat stehen im Fokus seiner Betrachtungen.
Zu Beginn der Ausführungen liest man Reflexionen, in welchen Montesquieu über sich selbst nachdenkt und ihn als einen Menschen, der das Leben liebte , kennzeichnen. Gleichwohl merkt er an, dass Schüchternheit die Geißel seines Lebens war: " sie schien sogar meine Sinne zu verdunkeln, die Zunge zu hemmen, eine Wolke über meine Gedanken zu breiten und meine Worte zu verwirren. Solche Hemmungen überfielen mich weniger in Gegenwart kluger als dummer Menschen. Bei jenen hoffte ich verstanden zu werden und das gab mir Vertrauen."
Der Autor notiert Gedanken über das Glück, hinterfragt, wann ein Mensch glücklich und wann er unglücklich ist und beruft sich auf den antiken Philosophen Plutarch . Montesquieu erinnert daran, dass die meisten Dinge, die uns Vergnügen bereiten, unvernünftig sind und resümiert, dass es gut ist, dass es in der Welt Gutes und Schlechtes gibt, weil man ansonsten beim Abschied vom Leben verzweifelt wäre.
Des weiteren schreibt er über die Eifersucht, die Eigenliebe, vom Herzen, über Glücksgüter , über den Geist, gibt zu bedenken: " Es gibt zwei Arten von Menschen: die einen denken, die anderen amüsieren sich" , legt aber sein Augenmerk auch auf die Seele. Hier finde ich folgende Sentenz bemerkenswert:" Überragender Geist ist längst nicht so selten wie eine große Seele", sagt dieser Satz doch viel über die Sensitivität des Franzosen aus. Sehr sympathisch!
Einen breiten Rahmen nehmen seine Reflexionen über die Arbeiten des Geistes ein. Er thematisiert den Zusammenhang von Literatur und Kultur, spricht über Kritik, erinnert daran, das man bei der Kritik sich helfen und nicht einander vernichten soll, " man muss das Wahre , Gute und Schöne suchen, das Licht aus sich selbst hervortreten lassen oder spiegeln und nur gelegentlich dämpfen.".
Die verschiedenen Arten von Literatur sind ein Thema für ihn und er spricht über antike und neuere Dichter. Er liebt die antiken Dichter. Zu seinem Zeitgenossen Voltaire hatte er offenbar ein ambivalentes Verhältnis, so sagt er " Voltaires Geist ist nicht schöpferisch; er sieht nur Dinge, von denen man ihm eine Seite gezeigt hat." Hier fehlt dem brillanten Denker meines Erachtens die Gelassenheit großzügig mit einem Konkurrenten des Geistes umzugehen.
Montesquieus Ausführungen über Staaten und Politik sind wirklich exzellent und zeichnen ihn als großen Staatsphilosophen aus. Man erfährt von ihm, was man nach seiner Meinung unter allgemeinen Grundsätzen in der Politik zu verstehen hat , liest seine Gedanken zur politischen Freiheit , seine Reflexionen zum Fürsten, - hier gelangt er zu anderen Ergebnissen als der alte Machiavelli. Eine besonders bemerkenswerte Passage im Buch! Man liest weiter über die Macht der Staaten, die verschiedenen Staatsformen, die Republiken, über den Absolutismus, dem er sehr kritisch gegenübersteht und vom Wesen der Gesetze, seinem ganz großen Thema.
Historische Betrachtungen machen deutlich, wie gebildet dieser Mann wirklich war. Sein Blick auf die Nachbarländer zeigen ihn als guten Beobachter der politischen Lage seiner Zeit.
Bei aller Schüchternheit, war Montesquieu sehr selbst bewusst. Das zeigt sich in keinem Satz deutlicher als in folgendem:
" Was ich auch Gutes sagen mag, ich überlasse es ganz der Überheblichkeit derer, die es kritisieren wollen."
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