Rezension: Virginia Woolf

"Worte sind wild, frei, unverantwortlich und nicht zu lehren.Natürlich kann man sie einfangen, einsortieren und sie in alphabetischer Reihenfolge in Wörterbücher stecken. Aber dort leben sie nicht." (Zitat Virginia Woolf)

Hermione Lee hat eine sehr reflektierte, gut lesebare Biographie über Virginia Woolf ( 1882-1941) verfasst. Ein Stück, dessen Titel ein Kinderlied variert "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" verhalf dieser Frau, deren Bücher und Verlagsarbeit nur einen kleinen Kreis berührt hatten, zu einem merkwürdigen Nachruhm.

Ihr Vater, Sir Lesie Stephen, war "ein entzückender, ein wenig erschreckender alter Herr", von dem sie stets mit viel Anerkennung sprach. Durch ihn kam sie zu einer humanistischen Auffassung, las Plato, Spinoza, Montaigne und Hume. Von sehr gebrechlicher Gesundheit, konnte sie die Schule nicht besuchen unterhielt sich jedoch regelmäßig mit George Meredith und Thomas Hardy.

Stark beeinflusst durch den Ästethisismus um die Jahrhundertwende, von dem sie die Feinheit des Stils und die Kunst der Annäherung beibehalten hatte, veröffentlichte sie nach einigen Artikeln ihren ersten Roman " The Voyage out", 1915, in welchem die Unruhe über den Ablauf der Zeit zum Ausdruck kam. Sie heiratete Leonhard Woolf und gründete mit ihrem Gatten einen Verlag, die "Hogarth Press", dessen erste Autoren T. S. Eliot und Katherine Mansfield waren. Obschon sie als Rednerin sehr beliebt war und als Verlegerin sehr erfolgreich, verlangsamte sie ihre literarische Produktion nicht.

In 26 jahren veröffentlichte sie neun Romane, dazu " A Writer`s Diary". Sie gab allerdings die klassischen Erlebnisberichte auf und stellte sich bereits zuvor Fragen nach der Wirklichkeit der Welt. Alsbald stellte sie sich jedoch auch Fragen über die Identität ihres eigenen Ichs. Beeinflusst wurde sie von Proust und Joyce wie man den Schilderungen entnehmen kann.

Sie versuchte fortan keine Struktur, keine künstlich romanhafte Logik mehr, sondern jenen Eindruck der Zerstückelung und der Zusammenhanglosigkeit wiederzugeben, den das Leben in " Montag und Dienstag" macht.Sie wählte in der Folge der Augenblicke die Gegenwart, in der sich eine treibende Wirklichkeit kristallisierte.
Ihre Anstrengung galt nicht dem Aufbau des Romans, sondern seiner Bedeutung.

Wie Proust stellte sie sich den leidenschaftlichen Fragen über den Unterschied der Geschlechter. In "Orlano" schaffte sie eine Figur , die aufhört ein Mann zu sein, um eine Frau zu werden, ohne allerdings auf die ursprüngliche Männlichkeit zu verzichten.

Viginia war sehr mondän und eine vollendete Gastgeberin wie Lee deutlich macht. Die Verfasserin von " Years" verbarg so ihre Angst unter einer vollkommenen Höflichkeit. Sie blieb jedoch stets verletzbar. Mitunter geriet dieser große Geist durcheinander, vertauschte das Licht gegen den Schatten und erbat die Hilfe der Psychiater. Sie befürchtete ebenso die Wahnsinnanfälle, wie die weniger schmerzliche Rückkehr des Verstandes.

Es kam Krieg, die Einsamkeit wurde von dem Lärm der Angriffe der Luftwaffe gestört.

Ihr ganzes Leben lang war diese Frau für die Magie des Wassers empfänglich. Sie empfang hier eine geradezu selbstmörderische Zuneigung. In den ersten Frühlingstagen des Jahres 1941 verließ Virginia , die Autorin von " The Wawes" ihr nettes Haus in Sussex.

Drei Tage später fand man ihre Leiche, die einmal gewünscht hatte" ins Wasser geworfen, von Wellen geschaukelt, hin und hergetrieben und fortgeschwemmt zu werden bis zu den Wurzeln der Erde..."
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