Die meisten Menschen, die kollektiven Leitbildern nachstreben, haben ein schwaches Ich, ein kleines Selbst, dann anstatt ihr Selbst zu stärken, arbeiten sie an einem Selbstbild." ( Zitat: Peter Lauster)
Dies ist eines der besten Bücher des Psychologen Peter Lauster, der hier Strategien aufzeigt, wie man das verlorene Gleichgewicht der eigenen Persönlichkeit wiedererlangt, um nicht zu veröden bzw. zu versteinern. Voraussetzung um ein selbstbestimmter Mensch zu werden ist natürlich, dass man sich seiner Ängste bewusst wird und diese überwindet. Nur angstbesetzte Personen können manipuliert werden. Die Werbung weiß das und arbeitet genau damit.
Lauster zeigt welche Abwehrmechanismen der Einzelne aufbaut, um seine Ängste nicht überwinden zu müssen und sich auf diese Weise blockiert eigenständig zu leben. In diesem Zusammenhang erklärt er die Begriffe Identifizierung, Verdrängung, Projektion, Symptombildung, Verschiebung, Sublimierung, Reaktionsbildung, Vermeidung, Rationalisierung,Betäubung, Abschirmung, Ohnmachtserklärung, Rollenspiel und Gefühlspanzerung und zeigt in der Folge die Vor- und Nachteile des jeweilig beschriebenen Verhaltens aus. " Ohnmachtserklärungen" führen beispielsweise dazu, dass man seine Hände in der Unschuld der Ohnmacht waschen kann und auf diese Weise zunächst sein Gewissen beruhigt, allerdings sind die psychischen Probleme durch die Ohnmachserklärung nicht aus der Welt geschafft, sondern können sich weiter ausbreiten. Auf diese Weise nimmt die Manipulierbarkeit und Fremdbestimmung täglich zu, wie man dies übrigens auf dieser Plattform sehr gut nachvollziehen kann.
Abwehrmechanismen sind übrigens generell unabhängig von der Intelligenz. Sie werden praktiziert, um mit den innerseelischen Instanzen ( Es und Über-Ich) und der Realität vermeintlich besser zurecht zu kommen. Sie muten allesamt zunächst bequem an, aber sie führen stets in die Sackgasse der Nachteile, sobald sie nicht mehr unter der Kontrolle des Bewusstsein sind. Das System der Abwehrmechanismen mag zwar bei hoher Intelligenz leichter zu verstehen sein, allerdings ist dadurch keineswegs eine praktische Bewältigung im Alltag gegeben. Hohe Intelligenz schützt leider nachgewiesenermaßen keineswegs vor Selbstbetrug.
Lauster verdeutlicht nochmals, dass die Identifizierung mit Normen und Autoritäten und die Bildung des Über-Ichs in frühester Kindheit und Jugend geschieht und eine aktive, kritische Auseinandersetzung mit diesen notwendig ist, um die Abwehrmechanismen der Angst zu überwinden. Allerdings ist es mit der Weigerung zur Identifizierung mit Autoritäten und Normen nicht getan. Das Abwehrgeflecht muss in seiner Gesamtheit abgebaut werden. Dies gilt insbesondere für die Verdrängung.
Bei Aggressionen sollte man darauf achten diese nicht an einem Ersatzobjekt abzureagieren. Der Sündenbock ist eine Zielverschiebung, die das Problem keineswegs löst, sondern bloß neue Konflikte durch Entstehen von Schuldgefühlen schafft.
Lauster nennt acht Lebenslügen, die dazu führen, dass man sich zu viel gefallen lässt und sich im eignen Wollen blockiert:
1) " Charakter ist wichtiger als Individualität."
2) " Der Mensch braucht Vorbilder und Ideale."
3) " Sicherheit geht vor. Freiheit führt zum Chaos."
4) " Jeder ist sich selbst der Nächste."
5) " Die Menschen sind nicht gleich, es gibt Rang- und Wertunterschiede."
6) " Intelligenz ist wichtiger als Gefühl."
7) " Wer liebt, möchte besitzen."
8) " Der Körper ist Mittel zum Zweck."
Im Anschluss wird nachhaltig erläutert, weshalb diese Lebenslügen Fremdmanipulation Vorschub leisten und zu einer weiteren Verfestigung der Über-Ich-Struktur führen.
Sehr lesenswert finde ich Lausters Ausführungen zur 2. Lebenslüge. Er macht unmissverständlich klar, dass Vorbilder, Ideale und Idole , aber auch Gegenvorbilder und Anti-Idole zur Selbstmanipulation und Selbstentfremdung führen und einen masochistischen Grundzug haben.
" Die meisten Menschen verbringen ihr Leben damit, so zu werden, wie sie sein wollen, wie es das allgemein anerkannte Vorbild oder Idealbild vorschreibt, anstatt sich selbst zu verwirklichen. Die meisten Menschen, die kollektiven Leitbildern nachstreben, haben ein schwaches Ich, ein kleines Selbst, denn anstatt ihr Selbst zu stärken, arbeiten sie an einem Selbstbild." ( Zitat: Lauster, in " Lassen Sie sich nichts gefallen",2. Lebenslüge)
Die acht Lebenslügen sollte man als Alarmreaktionen begreifen. So erzeugt gerade die 2. Lebenslüge bösartige Aggression, wie Lauster hervorhebt, zudem nekrophile Destruktion sowie Hörigkeit und Verführbarkeit gegenüber anonymen Autoritäten.
Die Lebenslüge Nummer 4, der praktizierte Egoismus schlägt auf jeden Einzelnen letztlich als Bumerang zurück, denn er führt nicht zuletzt zur Isolation und zur Verbitterung.
Ein positives Miteinander entspricht der Biostruktur des Menschen. Dies allerdings setzt voraus, dass man sich gegenüber Manipuationsversuchen Dritter bewusst zur Wehr setzt. Manipulationen jedweder Art richten sich stets gegen ein positives Miteinander, deshalb ist es notwenig sich dagegen zu wehren.
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