"Der Impressionismus war durchgängig eine Kunstrichtung des gehobenen Bürgertums dies trifft
sowohl auf die Künstler als auch auf ihre Sammler, Förderer und Kritiker zu." ( Zitat aus dem Beitrag von Ingrid Pfeiffer " Der Impressionismus ist weiblich ", S. 14).
Das ist eine Rezension zum Katalog zur Ausstellung "Impressionistinnen ", die vom 22.2.- 1.6.2008 in Frankfurt/Main in der Kunsthalle Schirn gezeigt wurde. Die Ausstellung präsentierte die großen Malerinnen der Impressionismus:
Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzales und Marie Bracquemond. Sie waren die Weggefährtinnen von Claude Monet, Edouard Manet, Edgar Degas und Auguste Renoir. Gemälde dieser Damen werden im vorliegenden Buch gezeigt und näher besprochen.
Der Impressionismus ist eine in der französischen Malerei zwischen 1860 und 1870 entstandene Kunstrichtung, die fast in allen europäischen Ländern und auch in Nordamerika auf die Entwicklung der Malerei Einfluss nahm. Die Maler des Impressionismus überwanden die akademische Ateliermalerei des 19.Jahrhunderts durch eine neue Art der Wirklichkeitswiedergabe, die einen Gegenstand in seiner augenblicklichen Erscheinungsform und in einem zufälligen Ausschnitt zu erfassen suchte und die farblichen Reize der im Licht wechselnden Erscheinung oft in mehr andeutender als ausführender Art festhielt.
In verschiedenen, sehr nachdenklichen Textbeiträgen wird man mit den Malerinnen und ihrem Werk vertraut gemacht. Um die Malerinnen kurz vorzustellen, hier ein paar Informationen :
Berthe Morisot ( 1841-1895) war die Enkelin von Jean Frangonard . Sie blieb in ihrem Stil immer sehr eigenständig. 1868 begegnete sie Edourd Manet , dessen bevorzugtes Modell sie von 1872- 74 war. Manet, mit dem sie auch danach freundschaftlich verbunden blieb, gab ihr Anleitung in der Technik des Pastells, gelegentlich überarbeitete er sogar ihre Bilder. Obschon sich mitunter Anklänge an Manet zeigen, sind ihre Bilder stets atmosphärischer und intimer in der Aussage als bei den Werken Manets. Berthe Morisot bevorzugte früh die Freilichtmalerei und gewann selbst Manet für das Malen im Freien.
1875 erzielte Morisot für ihre Bilder bereits Höchstpreise. 1877 heiratete sie Eugene Manet, den Bruder Edourd Manets. Um 1880 erreichte die Künstlerin ihre größte Reife und konnte bei der Impressionistenausstellung jenes Jahres einen starken Eindruck hinterlassen. Es gelang ihr nun vielfältige Kontraste auf bisher unbekannte Weise zu harmonisieren, so etwa bei " Eugene Manet und Tochter in Bougival im Garten ", 1883, S. 41. Auch in der spontanen Technik des Aquarells zeigt sich ihr spezifischer Charme, z.B. im Gemälde " Edma, die Schwester der Künstlerin in einem Park sitzend", 1864, S. 32. Die Pastellzeichnungen behandelt sie zumeist linear skizzenhaft in reinen Farben(" Die Birnen ", 1891, S.106) oder klarer determiniert ( " Das Piano ", 1888, S. 99). Nach dem Tod von Edouard Manet erfolgte eine Annäherung an den Malstil von Pierre Renoir.
Besonders beeindruckt haben mich die Gemälde " Junge Frau im Ballkleid ", 1879 , S.42 und " Paule Gobillard malend ", 1886/87, S. 117 . Die sanften Züge der Frauen auf Morisots Bildern sind bemerkenswert.
Mary Cassatt ( 1845-1926) ist die bedeutendste amerikanische Impressionistin. Sie entschloss sich 1868 während einer Frankreichreise Malerin zu werden. 1872 übersiedelte sie endgültig nach Europa. 1874 ließ sie sich in Paris nieder und setzte sich dort mit dem Impressionismus auseinander . Sie wurde von Degas entdeckt. Seitdem nahm sie an Ausstellungen der Impressionisten teil. Trotz heftiger Angriffe auf den Impressionismus stellte sie weiter aus und kaufte viele Bilder von ihren Kollegen. Obschon Mary Cassatt die verschiedensten Themen aufgriff, konzentrierte sie sich nach 1890 zunehmend auf ihr Hauptmotiv " Mutter mit Kind". Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Bilder im Katalog.
Sehr schön ist Cassatts " Lesende", 1878, S. 141, auch die " Junge Frau lesend ", 1878, S. 145 sowie " Augusta nähend am Fenster", um 1905-1910, S. 150.
Eva Gonzales ( 1849-1883) war eine französische Malerin , die akademisch geprägt, aber durch die Bekanntschaft mit Edourd Manet auch mit dem frühen Impressionismus vertraut war. Seit 1872 stellt sie ihre Gemälde im Salon aus. Ihr Werk " Eine Loge im Theatre des Italiens", 1874, S. 225, erinnert im Stil an den frühen Manet.
Wundervoll sind ihre impressionistischen Pastelle, wie etwa " Die Lektüre im Garten ", um 1880, S. 213 und " Die Frau in Rosa ", 1879, S. 219, aber auch das Ölbild " Erwachendes Mädchen", o. J., S. 224.
Bei ihrem frühen Tod im Jahre 1883 waren alle Persönlichkeiten der Pariser Welt der Kunst und Literatur bei den Trauerfeierlichkeiten anwesend.
Die französische Malerin Marie Bracquemond ( 1840-1916) erhielt Unterricht bei Schülerinnen von Jean- Auguste Dominique Ingres und wurde 1859 in den Salon aufgenommen.
Der Kunstkritiker Philippe Burty rechnet sie zu den " verständigsten Schülerinnen der Ingres -Werkstatt ". 1879 und 1880 stellt sie aufgrund einer Einladung bei den Impressionisten ihre " Dame in Weiß ", o.J., S. 255 aus. Kritiker aber auch Kollegen sind begeistert.
1886 nimmt sie mit sechs Gemälden an der letzten Großen Impressionistenausstellung teil. Zu den ausgestellten Werken zählt das Gemälde " Die Tricktrackspielerin", S. 234.
Bracquemond stirbt 1916 zurückgezogen in Sevre.
Sehr beeindruckend sind die " Drei Damen mit Schirmen ", um 1880, S. 261 , " Die Teestunde ", 1880, S. 267, aber auch ihre Pflanzenbilder, wie etwa " Blumenvasen in Sevre ", um 1880, S. 275.
Sehr interessant ist der Beitrag von Anna Havemann, der sich mit dem Kampf der Künstlerinnen um die berufliche Anerkennung in der Kunstwelt des 19. Jahrhundert auseinandersetzt. Havemann resümiert: " Die Frauen - ob als Einzelkämpferinnen oder in schlagkräftigen Vereinigungen- veränderten das Gesicht der Kunstwelt, indem sie den lange überfälligen Zugang zu den von Männern beherrschten Institutionen erzwangen und als Künstlerinnen erfolgreich Karriere machten" ( S. 287 ).
Ein sehr gelungenes, schönes, dabei hochinformatives Buch!
Empfehlenswert!
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