Wo bloß hat Fürst Pückler gelebt?
Herbert Schmidt-Kaspar unternimmt in diesem Buch Ausflüge in die deutsche Vergangenheit, führt dabei den Leser in Altstadtgassen und Adelshöfe von Orten und Städten in unserem Land und berichtet kurzweilig von lokalen Höhepunkten aber auch von Katastrophen.
Nach einem kleinen Exkurs über das " Heilige Römische Reich" und dessen vielen territorialen Herrschern, sowie ferner nach einer kurzen Betrachtung des Verhältnisses der Bürgerschaft zu den jeweiligen Stadtherrn in vorangegangenen Zeiten , lernt man die Städte Regensburg, Bayreuth, Weimar, Wörlitz, Bad Muskau, Quedlinburg, Wolfenbüttel, Lübeck, Cloppenburg, Essen , Kassel, Mainz, Trier , Bad Mergentheim, Neuburg an der Donau und Ortenburg historisch näher kennen.
Interessant zu lesen ist nicht nur die Kurzbiographie Georg Forsters, der einst mit James Cook auf Entdeckungsreise ging und später mit den Idealen der Französischen Revolution sympathisierte. Der Weitgereiste gründete in Mainz 1792 einen Jakobinerclub, dessen Mitglieder die politischen Verhältnisse in der Stadt Gutenbergs umgestalten sollten.
Neben erhellenden Informationen zum imposanten Dom und dessen Bischöfen, liest man von den hübschen Mainzer Altstadtgassen und Fachwerkhäusern am Kirschgarten, den Höfen am Schillerplatz und dem lukrativen Besitz des Adelsgeschlechts der Schönborns.
Wolfenbüttel, die Stadt Heinrichs des Löwen, muss malerische Fachwerkhäuser besitzen.
Lessing verbrachte seine letzten Lebensjahre in dieser Stadt. Ein Museum erinnert an den Dichter und seine Zeit. Schmidt-Kaspar kommt beinahe ins Schwärmen bei seinen Notizen zu Lessing, insbesondere als er von dessen Nathan dem Weisen schreibt. Voll des Lobes ist der Autor hinsichtlich der Herzog-August-Bibliothek, gegründet 1572. Leibnitz, Stendhal und Casanova waren Gäste dort. Allein um diese Bibliothek zu besuchen, lohnt sich eine Reise nach Wolfenbüttel.
Auch interessant sind die Notizen über Bad Muskau, dessen schönes Schloss über einen weitläufigen Landschaftspark verfügt, der einst vom Gartenkünstler und Lebemann Fürst Pückler Muskau angelegt worden ist und heute zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.
Der Autor lässt nicht unerwähnt, dass das berühmte Fürst-Pückler-Eis keineswegs vom Fürsten persönlich kreiert worden ist, wie man vermuten könnte, sondern von einem findigen Konditormeister, der sich dereinst dessen Namens bediente, zum Zwecke der Verkaufsförderung. Gut so! Wer weiß, ob ansonsten der Namen des Fürsten noch heute in aller Munde wäre.
Große und weniger große Namen finden sich auch in den anderen fokussierten Städten. Der Autor spart nicht mit Anekdoten, um die ein oder andere Person und ihr Tun zu charakterisieren.
Die Byzantinerin Theophanu kannte bereits die alte Kaiserstadt Quedlinburg im Harz, diese war nämlich während der Ottonen-Zeit so etwas wie die erste deutsche Hauptstadt. Schmidt-Kaspar erwähnt die Architektur vor Ort und schreibt über die schwierige und kostenintensive Instandhaltung der alten Fachwerkhäuser, um dann weiter hinten im Buch von einer noch älteren Stadt zu berichten:
ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR AMEN!( Vor Rom stand Trier tausend und dreihundert Jahre. Möge es weiter bestehen und sich ewigen Friedens erfreuen. Amen!)
Der Spaziergang durch Trier , dort kann man auch diese Inschrift lesen, zeigt, dass diese Stadt neben den römischen Sehenswürdigkeiten noch vieles mehr zu bieten hat. Auch dies ist ein bemerkenswerter Bericht!
Besonders gefreut hat mich der Beitrag, der Weimar gewidmet ist und hier insbesondere dem beinahe in Vergessenheit geratenen Unternehmer und Verleger Justin Bertuch ein Denkmal setzt. Sehr gelungen!
Empfehlenswert für Menschen, die gerne Bilder im Kopf entstehen lassen und insofern keine Fotos benötigen. Diese gibt es im Buch nämlich kaum!
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