In diesem Buch lernen Sie die kulinarischen Spezialitäten Spaniens kennen. Die Autoren haben alle Regionen des Landes bereist und nicht vergessen die Canaren und Balearen aufzusuchen. Speis und Trank stehen im Focus ihrer Recherche .In diesem Zusammenhang erfährt man allerdings nicht wenig über das spanische Lebensgefühl, sowie eine Reihe höchst interessanter historischer Anekdoten.
Vielleicht sollte der Leser zur Einstimmung auf die Materie ein Glas Cava trinken! Dieser Schaumwein aus Katalonien, wird nach der" Methode champenoise" hergestellt und ist kühl getrunken ein wirklich edles Getränk, über das die Autoren einiges zu berichten wissen. Unter anderem benennen sie die Spitzen-Cavas und beschreiben sie auch näher.
Wer in einer spanischen Stadt hungrig eine Tapa-Bar aufsucht, wird lustvoll zuschlagen können, denn eine Fülle leckerer Kleinigkeiten wartet hier auf ihn. Die Tapas haben ihren Ursprung im Süden des Landes. Dort hat man schon vor Zeiten sein Wein- oder Sherryglas im Freien- der Mücken wegen- mit einem Deckel (tapa) oder Teller bedeckt, auf den man ein paar Oliven oder andere Appetithappen legte. So entstand die Tapa-Kultur über die Sie nach der Lektüre des Buches mehr wissen. 50 Tapagerichte werden vorgestellt. Das einfachste, dabei aber populärste scheint " Pa amb tomaquet" zu sein, das spektakulärste möglicherweise " Angulas" .Das sind junge Glasaale, die mit Paprikaschoten in Olivenöl angebraten werden. "Migas", kleine Brotwürfelchen, kannten die Spanier schon in der Steinzeit , haben diese seitdem aber geschmacklich verfeinert! "Piementos del Piquillo" sind so rot, wie das Tuch eines Matadors , mit dem er bei der Corrida , den Stier nervös zu machen sucht. Über den Stierkampf und die Fiesta in Pamplona wird man in groben Zügen informiert und man erhält auch noch die Rezeptur für " Estofado de Carne de Toro" ( geschmorten Kampfstier), der mit vielen leckeren Ingredenzien zubereitet wird. Wo aber bitte kriegt man einen niedergestreckten Kampfstier her? Man kann sich ja schlecht, bewaffnet mit einem Küchenmesser und rotem Laken auf die nächste Weide begeben und einen Veitstanz aufführen. Am Ende ersticht man noch- aus Versehen -den herbeigerufenen Psychiater und dann? ( Schon die Römer wußten: Was Du auch tust, tue es klug und bedenke das Ende!)
Deshalb sollte man vielleicht besser die Rezepte für Geflügel aus der spanischen Küche ins Auge fassen, vielleicht " Perdiz con Chocolate", um die Zeit der großen Seefahrer heraufzubeschwören, die die Chocolate aus Mexiko einst importierten, damit ein kluger Koch daraus " Chocolate Espeso" entwickeln konnte, in die man frisch gebackene " Churros" taucht.
Spanien ist katholisch. Hier wird nicht nur in den Klöstern während der Fastenzeit der Gürtel enger geschnallt, " Caldo de Vigilia" , aber auch " Sopa de Cuaresma" sind Fastensuppen , die Sie zu sich nehmen können, um sich fit zu machen für die Pilgerstrapazen auf dem Jakobsweg . Zur Wegzehrung gehören trockenes Brot und Hartkäse, wie etwa " Roncal", eine Schafskäsesorte aus den Pyrenäen. Als Belohnung winkt Santiago de Compostela und dort für den lukullisch Interessierten die " Tarta de Santiago", auf deren gepuderzuckerter Oberfläche ein Jakobskreuz prangt!
Wenn Sie Ihre Völlereien des Vorjahres gebeichtet und bereut haben, können Sie sich mit den Fischen, Schalen- und Krustentieren und sowie Meeresungeheuern der spanischen Gewässer befassen. Die Krake ( Pulpo) soll ähnlich, wie gemahlene spanische Fliegen und Rioja die männliche Potenz anregen. Das Neunauge ist ein Flußwesen , das die Spanier in trockenem Rotwein zubereiten, wenn nicht zuvor die Lamprete den Fischer verspeist hat. Mit seinen Saugnäpfen ist das aalförmige Monster nämlich dazu ausgerüstet es mit dem Fischer aufzunehmen. Allein der vielen Meerestiergerichte wegen lohnt sich der Kauf dieses Buches. Ich will mich auf drei Rezeptüberschriften beschränken, um Ihnen den Mund wässrig zu machen: " Rodaballo con Maricos"( Steinbutt mit Meeresfrüchten) , " Vieras a la Gallega" ( Jakobsmuscheln auf galicische Art) und " Caldero Murciano" ( Fischtopf aus Murcia) , mit Fischen, wie Drachenkopf, Rotbarbe, Meeräsche und Goldbrasse zubereitet.
Über die schwarzen Schweine Iberiens wird man aufgeklärt, liest über den Ibericoschinken und spanische Wurstspezialitäten mehr als man sich merken kann, um schließlich in die Salat- und Gemüsewelt vor Ort einzutauchen. Oliven, Tomaten, Mandeln, Safran, Kapern werden thematisiert und es wird eine Ode auf die Tortillas gesungen. Spanische Eiergerichte gibt es viele, vielleicht bringen " Huevos al la flamenca" den letzte Kick.
Drei Rezepte für Paella bekommt man verraten und liest , das in Valencia " Paella essen gehen " ein soziales Ereignis darstellt, auf welches die Autoren näher eingehen. Über die spanischen Weine erfahren sie sehr, sehr viel und über Sherry und Brandy, deren Heimat Andalusien ist, auch einiges.
Die Spanier scheinen Süßmäuler zu sein, was man verstehen kann, denn wer mit dem Stier oder dem Neunauge kämpft, trägt unter Umständen Blessuren davon und muss sich trösten. So etwa mit " Crema Catalana" oder mit " Bizchoos Borrachos"( beschwipsten Biskuits)oder mit " Pan de Higos" ( Feigenbrot).Wem das nicht reicht, kann hinterher noch eine Flasche Rum von den Kanarischen Inseln abstürzen. Dann wird aus dem Neunauge ein Drache, den man in seiner Fantasie so kampfesmutig , wie einst Siegfried, ins jenseits befördern kann!
Wenn Sie am nächsten Tag noch leben sollten, dann trinken Sie eine " Leche Merengada" und beginnen erneut in diesem Buch zu lesen, denn es steht noch viel, viel mehr drinnen, z.B. über die Früchte Spaniens, die Orangen, die Zitronen, die Melonen und die andalusischen Granatäpfel!
Eine tolle Lektüre !
Die m.E. ideale Musik während der Lektüre des Buches
Dieser Safran ist bestens und ein absolutes Muss in einer guten Paella.
Empfehlenswerte Riojas auf wirklich erfreulichem Niveau. Die Reseversas bitte 8 Stunden vor dem Trinken dekantieren
Wenn Sie zu einem festlichen Anlass keinen Winzer-Sekt trinken möchten, weil Sie die Rieslingsäure nicht vertragen, empfehle ich Ihnen:
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