Rezension: Gedächtnis und Geschichte in Generationenromanen seit der Wende

Veränderung des Blickwinkels.


Wer sich im Rahmen wissenschaftlichen Arbeitens mit Büchern wie etwa : Pawels Briefe (Monika Maron), Ein unsichtbares Land (Stephan Wackwitz), Gunnar- Lennefsen- Expedition ( Kathrin Schmidt), Gefährliche Verwandschaft (Zafer Senocak) und anderen so genannten Generationenromanen interpretativ herumschlagen muss, findet bei Friederike Eigler zahlreiche geistige Anregungen.

Die Autorin thematisiert das kulturelle Gedächtnis, welches besonders im Familienroman eine bemerkenswerte Plattform gefunden hat. Eigler erläutert in der Folge unterschiedliche Gedächtnistheorien. Die Germanistin zeigt, dass seit der Wende diesbezüglich seitens der Romanciers ein anderer Blickwinkel eingenommen wird und sich für die Textanalyse neue Fragestellungen ergeben, wenn es um die Betrachtung familiärer, historisch bedingter Verwerfungen in Romanhandlungen geht.

Ursache ist die nach der Wende hinzugekommene DDR- Thematik, wie auch immer öfter Migranten-Probleme, die neben NS- Verwicklungen das Handlungsgeschehen in Generationenromanen beeinflussen. Inwiefern die schreibende Enkelgeneration im Verhältnis zu der 68er Generation möglicherweise zu nachsichtig mit dem gesellschaftspolitischen Verhalten der Großeltern während der NS-Zeit umgeht, wird von Eigler ebenfalls zur Sprache gebracht und kritisch beleuchtet.


Ein umfangreiches Literaturverzeichnis im Anhang des vorliegenden Buches erspart aufwendiges, insofern ermüdendes Bibliographieren. Die dadurch gewonnene Zeit kann effizienter, nicht zuletzt geistig gewinnbringender für die Beschäftigung mit den Texten genutzt werden. Der Kauf lohnt sich allein schon deshalb!

Empfehlenswert.





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