"Der Mensch von melancholischer Gemütsverfassung kümmert sich wenig darum, was andere urteilen was sie für gut oder für wahr halten, er stützet sich desfalls bloß auf eigene Einsicht."( Kant)
Die " Melancholie" gehört zusammen mit " Ritter, Tod und Teufel" und dem " Hl. Hieronymus im Gehäus" zu den drei Meisterstichen Dürers, die alle 1513 und 1514 entstanden sind.
Mit ihnen eröffnet sich dem Kupferstich ebenso eine neue formale Dimension, wie er nun auch nicht mehr Reproduktionsmedium, sondern spezifisches Gestaltungsmittel künstlerische Inhalte war.
Dargestellt ist mit der Melancholie eines der vier Elemente.
Dürer fügte der aristotelischen Definition der Melancholie als ernster, zum geistigen Schaffen veranlagter Natur eine betont zögernde, schwermütige und rätselhafte Komponente hinzu, welche durch die vielen emblematischen Details im Stich veranschaulicht wird.
Die Deutung der teilweise wahllos am Boden herumliegenden Gegenstände ist zwar umstritten, jedoch besteht offenbar ein antithetischer Zusammenhang zu der akribischen Ordung des hellen Studierzimmers des hl. Hieronymus.
Im vorliegenden Stich Dürers sind alle Spuren handwerklicher Arbeitsvorgänge verschwunden. Mit vielfach variierten Schraffuren und dem Wechselspiel zwischen detailgenauem und flächenhaftem Zeichnen schuf er ein Werk von differenzierter Stofflichkeit und lebhafter Plastizität, das wie ein Gemälde wirkt und reizte damit die dem Kupferstich innewohnenden technischen Möglichkeiten auf eine damals ungenannte und bis heute nicht übertroffene Weise aus.
Ein erstaunlich guter Kunstdruck des berühmten Kupferstichs " Melancholie" von Albrecht Dürer.
Anbei ein passendes Gedicht:
Melankolie
Schwarz war die Nacht und dunkle Sterne brannten
Durch Wolkenschleier matt und bleich,
Die Flur durchstrich das Geisterreich,
Als feindlich sich die Parzen abwärts wandten,
Und zorn´ge Götter mich ins Lebens sandten.
Die Eule sang mir grause Wiegenlieder
Und schrie mir durch die stille Ruh
Ein gräßliches: Willkommen! zu.
Der bleiche Gram und Jammer sanken nieder
Und grüßten mich als längst bekannte Brüder.
Da sprach der Gram in banger Geisterstunde:
Du bist zu Qualen eingeweiht,
Ein Ziel des Schicksals Grausamkeit,
Die Bogen sind gespannt und jede Stunde
Schlägt grausam dir stets neue blut´ge Wunde.
Dich werden alle Menschenfreuden fliehen,
Dich spricht kein Wesen freundlich an,
Du gehst die wüste Felsenbahn,
Wo Klippen drohn, wo keine Blumen blühen,
Der Sonne Strahlen heiß und heißer glühen.
Die Liebe, die der Schöpfung All durchklingt,
Der Schirm in Jammer und in Leiden,
Die Blüte aller Menschenfreuden,
Die unser Herz zum höchsten Himmel schwingt,
Wo Durst aus sel´gem Born Erquicken trinkt,
Die Liebe sei auf ewig dir versagt.
Das Tor ist hinter dir geschlossen,
Auf der Verzweiflung wilden Rossen
Wirst du durchs öde Leben hingejagt,
Wo keine Freude dir zu folgen wagt.
Dann sinkst du in die ew´ge Nacht zurück,
Sieh tausend Elend´ auf dich zielen,
Im Schmerz dein Dasein nur zu fühlen!
Ja erst im ausgelöschten Todesblick
Begrüßt voll Mitleid dich das erste Glück. -
( Ludwig Tieck)
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