" Was ist die Liebe anderes als eine Art Neugier, die stärkste, die man in der Natur finden kann?" Zitat: Casanova
Der Psychologe Bas Kast hat dieses wirklich hochinteressante Buch über die Liebe und wie sich Leidenschaft erklärt, geschrieben.
Er macht u. a. deutlich, weshalb man sich verliebt, wie man verführt, welche Rolle das Aussehen für die Liebe hat, wo die Übergänge von Leidenschaft zur Liebe zu suchen sind, wodurch Eifersucht entsteht und schließlich was auseinander treibt und was zusammenhält.
Was geschieht eigentlich mit uns biologisch, wenn wir verrückt nach jemand sind?
Kast konstatiert, dass der Geisteszustand zwangsneurotische Züge annimmt. Ein bestimmter Botenstoff im Körper sinkt auf ein krankhaft niedriges Niveau. Ein analoger Befund zeigt sich bei Zwangspatienten. Biochemisch gibt es demnach einen gemeinsamen Nenner zwischen Neurose und Verliebtheit.
Natürlich kann man Verliebtheit nicht mit Serotinmangel gleichsetzen, viele Hormone und Hirnregionen sind im Spiel. Noch kennt keiner den genauen Liebescocktail. Man vermutet allerdings, dass der Serotinmangel die Ursache dafür ist, das man, sobald man sich verliebt häufig ruhelos, mitunter sogar sehr deprimiert ist.
Der Psychologe beschreibt Untersuchungen in denen das intersexuelle " Balzverhalten " von Menschen beobachtet wird und kommt zum Ergebnis, dass stets die Frau es ist, die beim Flirten das Heft in der Hand hält. Keine besonders neue Erkenntnis, jede Frau, die gerne flirtet, weiß das bereits im Alter von 15 Jahren oder noch früher. Schön das empirische Untersuchungen diese Individualbeobachtungen bestätigen.
Manche Männer benötigen nur einen einzigen Blick einer Frau, um zu glauben, sie habe Absichten, allerdings brauchen die meisten mehrere Aufforderungen. Ein Blick, ein Lächeln, ein Schrägstellen oder ein Hair flip", bei dem die Frau sich mit der Hand durchs Haar geht und den Kopf nach hinten wirft, lassen Männer bereits anbeißen.
Um dann mit besagter Frau ins Gespräch zu kommen, bedarf es allerdings Fingerspitzengefühl. Flirtforscher kommen zum Ergebnis, dass ein verbal harmloser Gesprächseinstieg angeraten ist. Redet ein Mann zuviel und stellt sich dazu noch in den Mittelpunkt des Gesprächs, bricht die angesprochene Frau sofort ihr Flirtprogramm ab. Eigenliebe von Männern stößt demnach nicht auf die erhoffte Gegenliebe.
Je einfühlsamer, zärtlicher und sensibler ein Mann sich einer Frau gegenüber nähert, umso größer ist die Chance, dass sie sich öffnet. Auch diese Erkenntnis ist nicht von der Hand zu weisen.
In der ersten Phase des Kennenlernens spielt das Aussehen eine eklatante Rolle. Erst später, so zeigen Untersuchungsergebnisse, gewinnen auch andere Komponenten, wie der Charakter, Persönlichkeit und Intelligenz an Gewicht.
Bereits Aristoteles behauptete Schönheit sei besser als jeder Empfehlungsbrief und die heutige Wissenschaft muss dem griechischen Philosophen uneingeschränkt Recht geben.
Kast macht deutlich, wieso die äußere Attraktivität beim Verlieben eine so enorme Macht spielt und erläutert psychologisch einleuchtend, weshalb nicht selten der Satz Sapphos zutreffend ist, dass das, was schön ist in der Regel auch gut ist. Thesen dieser Art mögen nicht gefallen, aber die Erklärung Kasts ist letztlich einleuchtend.
Der Zusammenhang zwischen äußerer und innerer Schönheit hängt letztlich damit zusammen, dass man mit hübschen Menschen von Kindesbeinen an liebevoller umgeht und sie von daher das Verhalten ihres Umfeldes immerfort positiv spiegeln. Klingt plausibel und lässt sich durch die Untersuchungsergebnisse von Prof. Bauer verifizieren.
Wissenschaftliche Befragungen von Männern haben ergeben, dass sie an einer Frau besonders volle Lippen, große Augen, glatte Haut, schmale Kiefer und dezente Augenbrauen schätzen und insofern ein solcher Frauentyp vermehrt angeflirtet wird. Biologischer Hintergrund scheint zu sein, dass man annimmt, dass solche Frauen sich besser als Mutter ihrer Kinder eigenen, weil sie weicher zu sein scheinen.
Bei Frauen kommen hypermaskuline Männer sehr schlecht weg. Das Ideal von Frauen sind Prad-Pitt-Typen, mit ausgeprägtem Kinn, markantem Kiefer, allerdings großen Augen und vollen Lippen. Während des Menstruationszyklus schwankt ihr Urteil. Am Tage des Eisprungs geben wir angeblich den hypermaskulinen Männern den Vorzug.
Das kann ich für mich so nicht bestätigen.
Der Psychologe verdeutlicht, dass nach der ersten Phase der Verliebtheit deutlich wird, dass sich Gegensätze zwar anziehen können, doch diese es letztlich nicht miteinander aushalten.
Je mehr sich Paare psychisch und physisch gleichen, umso glücklicher ist eine Beziehung und umso länger hält sie. Intelligenz, Zufriedenheit mit dem Leben und Fantasievermögen, lassen sich nicht an einen Partner anpassen, selbst nicht der Liebe wegen.
Psychologen haben mit 1000 britischen Ehepaaren 42 verschiedene Tests durchgeführt und sind zu dem Ergebnis gelangt: " Je mehr sich die Partner glichen, desto glücklicher waren sie mit ihrer Ehe. "
Kast beschreibt die Funktion des Bindungshormons Oxytocin, das durch Zärtlichkeit aktiviert werden kann und zeugt auf, dass eifersüchtige Menschen einen verminderten Dopamimhaushalt besitzen und dass sich Eifersucht immer kontraproduktiv auf eine Beziehung auswirkt, was ja ohnehin klar ist.
Interessant ist, dass das Scheitern von Beziehungen sich bereits Jahre voraus ablesen lässt.
Wenn die Zärtlichkeit und das Einfühlungsvermögen schwinden, umso weniger lässt sich das Bindungshormon Oxytocin bei Paaren nachweisen. Der Spiegel dieses Substrats, das uns biologisch zusammenhält, ist ein Gradmesser für die noch vorhandene Liebe.
Kritik, Verteidigung, Abwehr, Verachtung, Rückzug und Machtdemonstration sind die Killer jeder Liebesbeziehung. Um dem schleichenden Zerfall einer Beziehung zu entgehen, sollte man sich klar machen, dass negatives Verhalten das Ende von Gemeinsamkeit bedeutet.
Bas Kast erläutert die einzelnen Punkt wirklich hervorragend und verhilft gut nachvollziehbar zur Erkenntnisbildung.
Zuwendung, Wir-Gefühl und Akzeptanz sind der Kitt jeder intakten Beziehung.
Es ist nicht schwer die Fähigkeit des Liebens zu erlernen, wenn man begriffen hat, dass nur Körperkontakt und das generelle Interesse am Du, auch die Bereitschaft Konflikte konstruktiv zu lösen die Basis für beidseitige Liebe sind.
Glückliche Partnerschaft liegt sowohl in Erotik als auch in Freundschaft begründet, um die man sich in einer Beziehung bis ins hohe Alter bemühen sollte.
Zu viele Paare leben grimmig neben einander her und sind totunglücklich oder sie trennen sich und begehen in der nächsten Beziehung die gleichen Fehler, indem sie das Bindungshormon Oxytocin geradezu mutwillig zerstören, weil sich einer von beiden oder gar beide stets in den Mittelpunkt des eigenen Denkens stellen. Der andere ist der Spiegel. Spätestens nach der Lektüre von Kast dürfte das jedem Leser klar sein.
Ein empfehlenswertes Buch, auch für Personen, die glauben bereits alles über die Liebe zu wissen.
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