" Unsere geistige Haltung verleiht uns Adel." (Seneca)
Das vorliegende Brevier zu Senecas Werken umfasst folgende philosophische Schriften dieses bedeutenden Stoikers:
Von der Kürze des Lebens
Von der Vorsehung
Moralische Brief an Lucius
Vom zurückgezogenen Leben
Die Trostschrift an Marcia
Von den Wohltaten
Naturwissenschaftliche Untersuchungen vom Zorn
Den Texten ist eine erhellende Einführung vorangestellt, die das Leben des großen Philosophen näher etc..
Lucius Annaeus Seneca gehört neben Kaiser Marc Aurelius und dem Sklaven Epiket der jüngeren Schule der Stoa an, nach deren ethischen Vorstellungen der Mensch seiner Natur nach ein Vernunftswesen ist, für das naturgemäßes Leben vernunftsgemäßes Leben verkörpert.
In dieser Betrachtungsweise besteht die einzige Tugend. Sie ist die einzige Glückseligkeit.
Ihr gegenüber gibt es ein einziges Übel : die Schlechtigkeit, die im nichtvernunftmäßigen und damit nicht tugendmäßigen Leben angesiedelt ist.
Alles andere: Leben, Gesundheit, Besitz, Ehre, die von anderen hochgeschätzt werden, sind für Stoiker weder gut noch schlecht, sondern gleichgültig.
Es kommt demnach also darauf an zu erkennen, was gut , was schlecht und was gleichgültig ist.
Sowohl in der Erkenntnis der richtigen Werte, wie in unserem Bestreben und Handeln uns nach den anerkannten Werten zu richten, werden wir durch Affekte ( Triebe, Leidenschaften) behindert. Diese beirren die Vernunft, gaukeln uns Gleichgültiges und Schlechtes als Wertvoll vor und veranlassen uns ihm nachzustreben.
Aufgabe des Menschen ist deshalb, der fortwährende Kampf gegen die Affekte.
Das Ziel der Tugend ist erst dann erreicht, wenn die Seele völlig frei von Leidenschaften ist.
In seinen Betrachtungen " Vom Zorn" zeigt der Stoiker, wie verderblich dieser Affekt sich für den Einzelnen darstellt und differenziert hier nochmals zwischen bloßem Zorn und Zornsucht, die eine Steigerung davon ist.
Seneca verdeutlicht, dass die Seele kein abgesonderter Platz ist, insofern die Leidenschaften nicht von außen her beobachtet werden können, um ihnen ein ungehöriges Fortschreiten zu verwehren, sondern dass sich die Seele selbst in Leidenschaft verwandelt und deshalb außerstande ist ,jene ihr nützliche und heilsame, aber nun schon preisgegebene und geschwächte Kraft wieder voll zur Geltung zu bringen.
Der Philosoph sagt wörtlich: " Wer sich zum Sklaven einer Leidenschaft macht, der ist sein Lebtag ein Tyrannenknecht"
Sehr lesenswert sind die vielen Briefe Senecas an seinen Freund Lucilius.
Hier überdenkt er u.a. den Wert der Zeit, die Wahl der Lektüre und differenziert zwischen vermeintlicher und wirklicher Freundschaft.
Er unterstreicht in einem der Briefe, dass das Streben nach Weisheit der beste Schutz vor Todesfurcht sei und wirbt für die praktische Philosophie, indem er deren Nutzen aufzeigt.
Der Stoiker empfiehlt seinem Freund in allen Belangen des Lebens Gelassenheit zu entwickeln und sich selbst zu genügen, um auf diese Weise seinen Seelenfrieden zu erlangen.
Der Römer lehrt niemals vorzeitig unglücklich zu sein, sondern die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
Man möge sich nicht quälen mit Zukünftigem, weil es keinen sicheren Beweis für zukünftiges Unglück gäbe. Deshalb möge man Angst stets durch Hoffnung mäßigen.
Philosophie beruhe nicht auf bloßen Worten, sondern auch auf Handlungen.
Sie solle den Menschen vor allem schützen, wenn der Zufall die eigenen Angelegenheiten willkürlich antreibe und durcheinander wirbelt.
Niemals möge man sich durch Reichtum und Luxus blenden lassen, denn alles kann einem genommen werden.
Wer sich ernsthaft mit Philosophie beschäftigt, so Seneca, werde im Materiellen sein Seelenheil nicht mehr suchen, sondern Glückseligkeit einzig im ethischen Denken und Handeln finden.
Immer möge man sich bewusst machen, dass die ewige Dauer der Dinge im Wechsel der Gegensätze bestehen. Von daher möge man Veränderungen stets gelassen hinnehmen. Nur so nämlich habe man eine wirkliche Chance die stoische Gemütsruhe zu erlangen und langfristig auch beizubehalten.
Bemerkenswert ist, was Seneca im Hinblick zu Wohltaten sagt. Für ihn ist es ein Zeichen von hoher Gesinnung schlechte Erfahrungen zu machen und dennoch damit fortzufahren zu geben.
Vergessen sollte man dabei nie, dass beharrliche Güte auch über schlechte Menschen schließlich siegt.
Aus seiner Schrift " Von der Kürze des Lebens" möchte ich abschließend folgende Worte zitieren:
"Jetzt, solange das Leben noch frisch ist und wir noch auf der Höhe der Kraft stehen, sollten wir uns dem Bessern zuwenden! Es wartet Deiner bei solcher Lebensart eine Fülle wissenschaftlicher Einsichten, die Liebe zur sittlichen Vollkommenheit und Möglichkeit ihrer praktischen Betätigung. Deine früheren Leidenschaften wirst Du vergessen, du wirst lernen zu leben und zu sterben, du wirst eine erhabene Ruhe allen irdischen Dingen gegenüber gewinnen."
Senecas Schriften zeigen wie man sich innere Ruhe zu Eigen machen kann.
Weitere lesenswerte Schriften von Seneca finden Sie u.a. :
Vom glückseligen Leben und andere Schriften
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen