Rezension: Wunderschönes Weimar

Dieser Bildband enthält traumhafte Fotografien von meinem Lieblingsort in unserem Lande, den ich nicht grundlos seit der Wende bereits 15 mal  aufgesucht habe. Die farbigen Aufnahmen des in Stade geborenen Fotografen Peter Hirth sind deutscher, englischer und französischer Sprache  näher erklärt.  Auf den letzten beiden Seiten befindet sich ein recht brauchbarer Innenstadtplan von diesem Weltkulturerbe-Ort.

Schillers Schreibtisch kann man auf einem Foto zu Beginn gleich bewundern. Dieser Schreibtisch ist so dekoriert, als habe Schiller dort vor wenigen Minuten  noch Notizen für ein neues Stück gemacht. Eine freundliche Marktfrau lacht kurz darauf in die Kamera und erinnert daran, dass  es in dieser thüringischen Stadt durchaus auch ein Leben neben dem geistigen gibt.

Das Goethe- und Schiller-Denkmal, auch deren Wohnhäuser bleiben nicht ausgespart und in diesem Zusammenhang hat Hirth m.E.  wirklich exzellente Innenaufnahmen von Goethes Haus am Frauenplan gemacht, das ich schon viemals besucht habe, um immer mehr Details näher betrachten zu können.
Mich begeistert stets aufs Neue Goethes Geschmack bei der Farbwahl der Wände  und die kleinen Vorhänge im Juno-Zimmer vor einem klassischen Bild, das man auf dem Foto auch sehr gut wahrnehmen kann. Goethes Arbeitszimmer ist beinahe vollständig abgelichtet, aber auch das schöne Treppenhaus, das er nach seiner Italienreise  gestalten ließ.

Das Gasthaus "Zum Weißen Schwan" ist zu sehen. Eine eingemauerte Kanonenkugel erinnert dort an der Westwand  an die Belagerung  durch die Truppen Napoleons 1806 nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt. Mir ist die Kugel bislang noch nicht aufgefallen. Beim nächsten Besuch werde ich darauf achten, zumal ich dort immer wieder gerne " Thüringer Roastbratwürste" esse. Im Schwan schmecken sie mit Abstand am besten in Weimar.

Bilder vom Nationaltheater erinnern mich an einen Besuch der Faustaufführung  zu Goethes  250. Geburtstag und der Blick auf den Markt  an herrliche Stunden bei Milchkaffee oder Capuccino, das Panorama ausgiebig genießend. Schön, dass der Fotograf u.a. das Markleben aufgenommen hat, irgendwann im Spätsommer., wie man an den Kürbissen  unschwer erkennen kann.

Fast allen Häusern rund um den Markt wird gehuldigt, natürlich dem "Cranachhaus" und auch dem "Hotel Elefant". Es freut mich, dass Hirth ein hübsches Foto vom Restaurant "Anna Amalia" gemacht hat, weil dieser Speiseraum einer der schönsten ist, den ich kenne.

Innenaufnahmen vom Schloss und vom Wittumspalast, aber auch viele gelungene Aufnahmen von der "Herzogin Anna Amalia Bibliothek"  lassen erneut in mir den Wunsch aufkommen wieder nach Weimar zu reisen. Das Haus der Frau von Stein  ist vollständig auf einem Bild zu sehen. Dies so abzulichten ist nicht einfach. Mir ist es bislang noch nicht gelungen. Goethes Gartenhaus im Oktober, das "Römische Haus" und das Shakespeare-Denkmal lassen keinen Zweifel aufkommen, dass Hirth sich  im Ilm-Park sehr wohl gefühlt
hat.

Die Bilder von der Fürstengruft und vom Historischen Friedhof beeindrucken ebensowie die Aufnahme aus der Luft vom Schloß Belvedere, das ich von Weimar aus immer zu Fuß besuche. Lobenswert sind auch die folgenden Bilder von dem Park und Orangerie eben dort.

Bewundern kann man den Bechstein-Flügel im Lisztmuseum, den Flügelaltar von Lucas Cranach d. Ä. in der Stadtkirche, in der ich bereits viele  schöne Bach-Konzerte das Glück hatte, hören zu dürfen. Es folgen eindrucksvolle Bilder von Schloss Tiefurt, dem Rokokoschloss Dornburg und Schloss Ettersburg über die ich schon Einiges gelesen , sie jedoch noch nicht besucht habe. Erinnert wird auch an das  Buchenwalddenkmal, das meines Erachtens zum Pflichprogramm zählt, wenn man nach Weimar reist.

Das Nietzsche-Archiv ist sehr gut abgelichtet. Die "Villa Silberblick" wurde durch den Jugendstil des belgischen Architekten  und Designers Henry van de Velde, in der der Philosoph Nietzsche  die letzten drei jahre seines Lebens lebte, zu einem Denkmal von großer kunstgeschichtlicher Bedeutung.

Sehr gut auch, dass Hirth auf die Bauhaus-Universität und das Bauhaus-Museum aufmerksam macht.  Nach meiner Ansicht ist es ihm gelungen, die schönsten Punkte in Weimar abzulichten und  zwar sehr eindrucksvoll. Gefreut hat mich, dass er auch den Parkettboden  im Witwensitz von Anna Amalia  fotografiert hat. Von diesem Parkettboden bin ich immer wieder fasziniert, weil es eine exzellente handwerkliche Arbeit ist.

Ein gelungenes Buch sehr empfehlenswert.


Ich erlaube mir eine Vers aus einem Gedicht  Goethes an Charlotte von Stein zu zitieren, das er ihr in Weimar geschrieben hat:

Ach, so viele tausend Menschen kennen,
Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz
Schweben zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehenem  Schmerz;
Jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
Unerwart`te Morgenröte tagt;
Nur uns armen liebevollen Beiden
Ist das wechselseitige Glück versagt,
Uns zu lieben, ohne uns zu verstehen,
In dem andern sehen, was er nie war,
Immer frisch auf Traumglück auszugehen,
Und zu schwanken auch in Traumgefahr.


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