.....und wo sind die Lenape-Indianer geblieben?
Fast hätte ich vergessen die Geo Epoche 33 zu rezensieren. Dieses hochinformative Magazin für Geschichte wartet gleich zu Anfang mit einem Bildessay auf, das die Metropole der Moderne zwischen 1880-1945 breitgefächert darstellt. Hier erfährt man, dass der Broadway einst ein Indianerpfad war und sich um 1890 durch das Gewirr von Kutschen, Pferdetaxis und Fuhrwerken auch schon Staßenbahnen drängten, die von unterirdisch verlaufenden Kabeln gezogen wurden. Man erblickt des Weiteren u.a. eine Gruppe von Beamten um 1880, die die mächtige Stahlseilverankerung der Brooklyn Bridge inspizieren. Damals baute man bereits zehn Jahre an der längsten Hängebrücke der Welt. Beeindruckend ist das Bild von der Stadtbevölkerung in der Lower East Side um 1900 und das Menschengewimmel an den Stränden von Coney Island.
In der Folge kann man sich in einen Bericht über Petrus Stuyvesant einlesen, der Mitte des 17. Jahrhunderts Generaldirektor von " Nieuw Amsterdam" war. Im 17. Jahrhundert reisten niederländische Pelzhändler an Amerikas Ostküste, um dort Stützpunkte einzurichten. Sie kauften für eine Handvoll Gulden den dortigen Indianern "Manna-Hata" ab. Ihre Siedlung nannten sie "Nieuw Amsterdam". Stuyvesants Wirken wird ausführlich beschrieben. In diesem Zusammenhang erfährt man, dass das niederländische Territorium in der Neuen Welt keine staatliche Kolonie war, sondern Besitz der Westindien-Kompanie, einer Aktiengesellschaft. Aus diesem Grund auch war Stuyvesant Manager, Heerführer und Gouverneur zugleich.
1765 trägt die britische Kolonie einen Konflikt mit dem Mutterland aus. Dieser Konflikt endet in offener Rebellion. New York wird strategisch zum zentralen Punkt des folgenden Krieges um die Unabhängigkeit. Thematisiert wird natürlich das Wirken Georg Washingtons und die Unabhängigkeitserklärung von 1776, bevor man von den Bandenkriegen, dem Rassenhass und der Armut in verschiedenen Teilen der Stadt im vorletzten Jahrhundert Näheres erfährt. Mitte des 19. Jahrhunderts kontrollierten politische Seilschaften aufgrund von Bestechung und Vetternwirtschaft immer größere Teile der Stadtverwaltung. Über diese Machenschaften kann man auch Bemerkenswertes lesen und wundert sich eigentlich nicht, dass sich nichts unter Gottes Sonne ändert, wenn es um Verhaltensmuster von Menschen geht.
Die High Society und ihre Gepflogenheiten in der Gründerzeit sind ein weiteres Thema und hier nicht nur die Gepflogenheitender Astors und der Vanderbilts.... Im krassen Gegensatz dazu stehen all jene Hunderttausende die über New York in die USA einwandern und die Stadt zum Vorzimmer Amerikas werden lassen. Dass man Einwanderer aus Osteuropa als "minderwertig" betrachtete, ist erschütternd und lässt den Zeitgeist erahnen. Galt für diese Menschen auch der Inhalt der Unabhängigkeitserklärung?
Man liest anschließend übrigens von Brooklyn bevor man sich mit den Bildern der Großstadt um 1925 auseinandersetzen kann und über das Nachtleben in den 20er Jahren, in dem der Jazz eine nicht unbedeutende Rolle spielte, ausgiebig informiert wird.
Natürlich wird auch der "Börsenchrash" von 1929 zum Thema gemacht, über das Empire State Building geschrieben und das Kriegsende 1945 nicht vergessen. Jetzt schickte sich New York an zum Zentrum der Welt zu werden, denn hier tagten alsbald die Vereinten Nationen und die Wall Street dominierte fortan das globale Finanzwesen, jetzt hatten fast alle hatten vergessen, dass der Broadway einst ein Indianerpfad war.
Ein gelungenes Magazin mit eloquenten Texten und vielen interessanten Bildern, nicht zu vergessen auch einem perfekten Überblick zur Geschichte New Yorks im Rahmen einer gut strukturierten Darstellung der Zeitläufte.
Die DVD korrespondiert wie wie immer bestens mit dem Magazin.
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