Rezension: 1001 Gemälde des Louvre: Von der Antike bis zum 19. Jahrhundert (Gebundene Ausgabe)

Wer sagt, dass es die Mona Lisa sein muss

Der vorliegende Prachtband präsentiert 1001 Gemälde des Louvre, die ich mit großem Interesse studiert habe, weil ich in den nächster Zeit nach Paris reisen werde und dieses Mal wirklich informiert die heiligen Hallen betreten möchte. Das Musee du Louvre besitzt eine der größten und bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Da man mit einem einzigen Besuch die Fülle nicht bewältigen kann, sollte man sich selektiv Highlights aussuchen und den Louvre beim nächsten Parisbesuch erneut aufsuchen.

Für diesen Zweck ist das wundervolle Buch wie geschaffen.

Das vorliegende Werk untergliedert in Orientalische Antike, Ägyptische Antike, Griechische und römische Antike, Islamische Kunst, Französische Gemälde , Italienische Gemälde, Spanische Gemälde, Flämische und holländische Gemälde, die deutschen Gemälde und andere nordische Schulen, die britischen Gemälde, Graphische Werke, sowie das Kunsthandwerk. Der Haupteinteilung folgen weitere Spezifizierungen, durch die man auch als Laie einen guten kunsthistorischen Überblick erhält und Zusammenhänge begreifen kann. Jedes Kapitel ist ein allgemeiner Text vorangestellt, der in das jeweilige Thema einführt. Dann folgen die Fotos der Kunstwerke, die immer exakt beschrieben sind. Dieses Buch kann man nicht in einem Rutsch lesen, sondern man sollte es immer mal wieder in die Hand nehmen. Mich begeistert es so sehr, dass ich es mit auf eine einsame Insel nehmen würde, wenn mein Buchkontingent auf 10 Bücher beschränkt wäre.

Über 1001 Gemälde zu sprechen ist aus Platzgründen bei dieser Rezension nicht möglich, aber über 11 Gemälde aus dem reichen Fundus lässt sich sehr wohl etwas schreiben. Ich schreibe über genau die Gemälde, die ich mir dieses Mal im Louvre ganz genau anschauen möchte.

Bild 102, Unbekannter Künstler, Schule von Fontainebleau " Gabrielle d`Estrees mit einer Schwester ", um 1594 96x 125 cm , 1937 erworben.

Hier wird Gabrielle d` Estree (1571-1599) - sie war die Favoritin Heinrichs IV - in ihrem Bad dargestellt. Ihre Schwester, die Herzogin von Villar fasst ihr an die nackte Brust. Diese Geste wird als Hinweis auf Gabrielles Schwangerschaft gedeutet. Die hält einen Smaragdring in der Hand, der als Hinweis auf Heiratspläne mit dem König interpretiert wird.

Bild 223, Francois Boucher (Paris 1703- 1770 Paris ) " Die Marquise de Pompadour " , um 1750 . Leinwand 60 x 45 cm , Nachlass von Baron Basile de Schlichting

Ein wundervolles Gemälde , das die schöne Maitresse inmitten von dem zeigt, was sie besonders interessierte, Bücher und Musik. Ihre Kleidung ist in einem dezenten Braunton gehalten. Ein kleiner Strauss rosa Rosen am Dekollete korrespondiert mit der Farbe ihrer Wangen.

Bild 251, Louis- Michel Van Loo ( Toulon 1707- 1771 Paris) " Denis Diderot ", 1767, Leinwand , 81x 65 cm, Schenkung der Familie de Vandeul, Nachkommen des Dargestellten, 1911.

Das Bildnis zeugt von der Entwicklung des " moralischen " Portraits, liest man, welches einen Intellektuellen oder Gelehrten bei der Arbeit zeigt. Diderot war ein sympathischer Mann, mit hellwachen Augen.

Bild 287, Jaques- Louis David ( Paris 1748- 1825 Brüssel) " Der Tod des Marat ", 1793 , Leinwand, 162- 120 cm , Nachlass von Baron Jeanin, Nachfahre des Künstlers,1945

Der Maler engagierte sich politisch auf der Seite von Robespierres und Marat, den Anführern der Schreckensherrschaft. David glorifizierte Marat nach dessen Ermordung durch Charlotte Corday als Märtyrer der Freiheit des Volkes.

Bild 425 Sandro Botticelli, eigentlich Alessandro Filipepi (Florenz um 1445- 1510 Florenz)

" Venus und die drei Grazien bringen einem Mädchen Geschenke " 1483/ 85, Fresko 211- 283 cm, erworben 1882.

Die Harmonie und der Liebreiz des Werkes werden durch den linearen und farblichen Rhythmus erzeugt. Das komplexe Thema so erfährt man, erschwere die Interpretation des Gemäldes. Die Farbgestaltung ist wundervoll, das schöne Gesicht der Venus unendlich beeindruckend.

Bild 440 Antonello da Messina ( geboren in Messina, nachweisbar in Reggio di Calabria und Venedig 1457- 1479 Messina) " Christus an der Geißelsäule " 1476/1478 , Holz 30x 21 cm , erworben 1992.
Die Intensität des Gesichtsausdrucks mit dem zum Himmel gerichteten Blick , den Tränen und den Blutstropfen werden verschiedenen Momenten der Passion Christi ( die Dornenkrönung, die Geißelung, die Kreuztragung) symbolisch miteinander verbunden. Sehr beeindruckend!
Bild 672, Hieronymus Bosch ( Herzogenbusch um 1450 -1516 Herzogenbusch) , " Das Narrenschiff " Holz , 58x 33 cm, Schenkung Camille Benoit, ehemaliger Konservator im Departement des Peintures im Louvre 1918,

Es handelt sich um ein Fragment des linken Flügels eines Triptychons, dessen Mitteltafel verloren gegangen ist. Die Allegorie der Gefräßigkeit prangert die Verderbtheit der Gesellschaft, insbesondere des Klerus an. Eine Nonne spielt die Laute als Symbol der Lüsternheit.

Bild 841 Johannes (Jan) Vermeer (Delft 1632-1675 Delft) " Der Astronom( oder der Astrologe) " 1665-1670), Leinwand, 51- 45 cm , erworben als Ausgleichszahlung von Erbschaftssteuern 1983

Das Bild strahlt große Ruhe aus. Der Raum ist lichterfüllt, der Astronom mit seinem Tun befasst, ohne aus den Gegenständen hervorgehoben zu werden.

Bild 850 Albrecht Dürer( Nürnberg 1471-1528) "Selbstportrait mit Distel " 1493, Pergament auf Leinwand übertragen, 56x 44 cm , erworben 1922

Dürer ist 22 Jahre alt als er dieses Bild malt. Der Zweig, den er in der Hand hält, ist ein Symbol für die eheliche Treue. Seine Augen sind beeindrucken.

Bild 881 Joseph Mallord William Turner( London 1775- 1851 London) " Landschaft mit einem Fluss und einer Bucht in der Ferne ", 1835- 1845, Leinwand 93 x 123 cm, erworben 1967

Seine Idee von Landschaft wird von Licht und Farbe bestimmt ist. Das Gemälde ist Turners einziges Werk in Frankreich. Es gehört zu seinen unvollendeten Gemälden.

Bild 904 Maurice-Quentin de la Tour (Saint Quentin 1704- 1788 Saint Quentin) " Die Marquise de Pompadour " Pastell mit Gouache auf sieben Blättern von blauem Papier auf einer auf einen Rahmen gespannten Leinwand, 177,5 x 136 cm, erworben 1812)

Es gilt als das bemerkenswerteste und berühmteste Pastell im Louvre. Sie wirbt auf diesem Gemälde für die intellektuelle Öffnung des Hofes. Eine schöne, bemerkenswerte, oft verkannte Frau.
Im Anhang findet sich ein Künstlerverzeichnis.
Ein Buch, das man als Kunstliebhaber besitzen muss.

Überaus empfehlenswert!

Rezension Helga König










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