Wie man einen klugen Franzosen vergewaltigt.
Ich war neugierig auf die Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher, aber auch skeptisch. Zweifel beschlichen mich, ob man einen solch hochintellektuellen Text filmisch überhaupt umsetzen kann. Meinen Zweifel waren berechtigt.
Houellebecq wurde für sein Buch in Frankreich als der zweite Voltaire gefeiert. Die namhaften deutschen Literaturkritiker, speziell die prüde Frau Löffler, auch Elke Heidenreich haben den Text verrissen und hätten ihn am liebsten einem reinigenden Feuer anheim gegeben. Houellebecqs schonungslose Offenheit brachte die Damen und Herren zur Verzweiflung.
Nur Reich-Ranicki hatte die gedankliche Tiefe des Franzosen begriffen. Aber Reich-Ranicki ist ja auch erfrischend intelligent.
Etwas später erlebte ich Houellebecq während einer Lesung in Frankfurt. Seine feinsinnige Intellektualität hat mich zutiefst berührt. Endlich mal kein Schwätzer! Endlich einer , der die Dinge beim Namen nennt! Endlich einer, der wirklich analytisch denken kann und dabei ein Schriftsteller voller Poesie ist.
Das Buch thematisiert die Vereinzelung der Menschen, die es nicht mehr schaffen, zueinander finden, die pausenlos masturbieren, weil ihnen nichts anderes bleibt, dabei zutiefst unglücklich sind und sich unendlich einsam fühlen. Der Text nimmt Kritik an der 68er Generation, sieht in ihr den Auslöser für das was folgte.
Weil die Menschen emotional so verkrüppelt sind, erhofft sich Houllebecq ein geklontes Ideal. Er provoziert natürlich bewusst und will wachrütteln. Er ist der Messias der ganz zarten Empfindungen, der letzte Romantiker, den die Literaturszene aufweist.
Im Übrigen ist er ein wundervoller Lyriker.
Was wird davon im Film vermittelt? Nichts! Gut, die Schauspieler spielen Ihre Rollen prächtig. Immerhin! Aber leider zu einem Drehbuch, das mit heißer Nadel gestickt worden ist! Eine paar Romanhandlungen wurden übernommen, aber vom Geist des Buchs ist nichts erhalten geblieben. Leider!
Ich verzichte darauf, diese Handlungen nachzuerzählen. Das haben andere bereits vor mir getan.
Aber überzeugen Sie sich bitte selbst!
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