Wie Feuer und Wasser
Martin Walsers Novelle " Ein fliehendes Pferd " habe ich nicht gelesen, insofern kann ich in meiner Rezension keinen Vergleich zum Buch anstellen.
Vielleicht ist das auch besser so. Der Film hat mich jedenfalls begeistert.
Warum?
Der spießige Gymnasiallehrer Helmut Halm (Ulrich Noethen) verbringt mit seiner schönen Frau Sabine ( Katja Riemann ) seine Ferien am Bodensee. Dort hält er sich schon seit 12 Jahren jeden Sommer auf. Er ist Hobby- Ornithologe, beobachtet in der Frühe am liebsten die Vögel im Schilf oder liest. Seine Frau befriedigt sich derweil selbst im Ehebett.
Helmut spricht kaum noch mit Sabine, die Erotik zwischen den beiden ist schon seit Jahren auf dem Nullpunkt angelangt. Sein grüblerischer Ernst wirkt auf seine Frau zersetzend. Doch sie rebelliert zunächst nicht, sondern erträgt den alten Sauertopf.
Die Ursachen für Helmuts Eigenbröteleien sind weniger im Verhalten seiner attraktiven Frau als in ihm selbst zu suchen. Er scheint allerdings nicht bereit zu sein ernsthaft über sein Fehlverhalten nachzudenken, verkrampft stattdessen immer mehr und klagt über Rückenschmerzen.
Helmut ist ein freudloser, verbitterter, frühzeitig gealterter Mann, furchtbar unfreundlich und pessimistisch, ein Mensch, dessen Gesellschaft man sich nicht wünscht.
Am Ferienort kommt es nach über 20 Jahren zu einer unverhofften Begegnung mit seinem Klassenkameraden Klaus Buch ( hinreissend gespielt von Ulrich Tukur), der mit seiner hübschen Freundin Hel ( Petra Schmid-Schaller) ebenfalls seine Ferien am Bodensee verbringt. Dieser verführerische Optimist ist ein leidenschaftlicher Segler und Reiter , eine mutiger, drahtiger humorvoller Kerl, dessen Lebenslust und Lebensfreude ihn mehr als bloß anziehend erscheinen lässt. Helmuts Frau ist begeistert von diesem Mann, joggt, schwimmt, lacht und flirtet mit ihm, während der schmallippige, dröge Helmut sich von Hel den Rücken und ein anderes Körperteil massieren lässt, ohne dass dadurch auch nur ein Hauch von erotischem Knistern aufkommen mag.
Klaus versucht Helmut aus seiner Lethargie zu reißen, nimmt auch ihn mit zum Baden, Tanzen und Segeln, doch Helmut wird dadurch immer unleidlicher.
Er neidet Klaus dessen Aufgeschlossenheit und hasst ihn dafür, weil er das verkörpert, was er nicht sein kann. Das hat fatale Folgen...
Die Dialoge sind spitzfindig und hochintellektuell. Die schauspielerischen Leistungen beeindrucken. Auch die Ton- Und Bildqualität ist o.k.
Ein hintergründig witziger, lebenskluger Film .
Empfehlenswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen