Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann ( Discepolin),
Der Tango ist ein argentinischer Gesellschaftstanz im 3/4 oder 4/8 Takt mit prägnant synkopiertem Rythmus.
Er entstand um 1880 in den Vororten und Elendsvierteln der Hafenstädte Buenos Aires und Montevideo, die von vielen Einwanderer , nicht selten europäische Juden, argentinischen ,landflüchtigen Bauern und Viehhirten bewohnt wurden.
Das vorliegende Buch befasst sich mit vielen Facetten dieses legendären Tanzes, so etwa , mit seiner Geschichte und mit dem sozialen Umfeld, in dem er entstanden ist.
Es widmet sich den Instrumenten, den Tanzschritten, huldigt berühmten Musikern und Tangosängern und wartet mit einer Fülle von Tangotexten, die zweisprachig nachzulesen sind, auf.
Von den im Tango zusammengeflossenen Elementen ist das afroamerikanische nicht hinwegzudenken. In diesem Zusammenhang wird die kultische Tanzpantomime "Candombe" näher beschrieben.
Vorläufer des Tangos, wie etwa der Habanera, der Tango andaluz und der Milonga werden ebenfalls thematisiert.
All diese Tänze wurden zunächst in unteren Gesellschaftsschichten in Argentinien getanzt, nicht selten in Tanzlokalen mit daran angeschlossenen Bordellen.
Fokussiert werden die vielen Einwanderer, deren Integrationsschwierigkeiten sowie deren Frauenmangel, die Halb- und Unterwelt und auch der Mädchenhandel.
Genau diese Themen finden sich nicht selten auch in den Tangotexten wieder.
Inbegriff eines Tangoinstrumentes ist das Bandoneon.
Meister ihres Faches waren u.a. Eduardo Arolas, Pedro Maffai, Anibal Troilo und Astor Piazzola.
Ausführlich wird auf die nicht unkomplizierten Tanzschritte eingegangen und erwähnt, dass die Führungsrolle des Mannes, dem die Frau " como dormida", wie im Schlaf folgen soll, dem Tango ein machistisches Erscheinungsbild verleiht, wobei aber dennoch der Mann keinesfalls als der Dompteur der Frau in Erscheinung treten soll, da diese letztlich in ihrem erotischen Raffinement eine entscheidendere Rolle im gemeinsamen Tanz inne hat, als man zunächst vermutet. Trotz der geheimen Regie der Frau allerdings erhebt sich diese niemals über die Direktiven des Mannes und stellt insofern keine Sekunde den Machismo als soziales Verhaltensmuster in Frage.
Große Tangosängerinnen und -sänger werden vorgestellt, so etwa Tita Merollo, Rosita Qurioga, natürlich auch Carlos Gardel und viele andere.
An der Geschichte des Tango haben die Textdichter einen ebenso großen Anteil , wie die Musiker, Komponisten und Sänger.
Santos Discepolo, genannt Discepolin, gilt als der berühmteste von allen Textdichtern.
Die Tango- Balladen handeln nicht selten von Einsamkeit, Entfremdung, Ohnmachtsgefühlen , enttäuschter Liebe, Traurigkeit und Verlust.
Das hört sich textlich so an:
Ich werd nicht Mitleid heischend,
verzweifelt und besiegt herumgehn;
nachdem ich dich verloren hab,
Wirst du nie erfahren, ob dein Vergessen
Zärtlichkeit oder Groll hinterließ.
Wenn alle sagen, dass ich lüge,
da ich , dem Gestern verhaftet,
dich sehr liebe und an dich denke..
wenn mein Leben eine Qual ist..
Niemals wirst du es erfahren!
Den Gefallen tu ich dir nicht, dass man dir einst sagt, ...
dass ich krank vor Sehnsucht nach dir bin, dich noch immer liebe.. ...
...
Was ich fühle, das wissen nur mein Herz und ich.
und an anderer Stelle:
Wenn die Gläser Trost bringen, bin ich hier, um meinen Kummer
auf immer zu ertränken.
Ich will mein Herz betrunken machen,
um danach auf das Scheitern
der Liebe anstoßen zu können.
Klage, Bandoneon, deinen grauen Tango,
vielleicht verletzt dich ebenfalls
irgendeine sentimentale Liebe.
Meine Marionettenseele
weint allein und traurig
in dieser schwarzen, sternenlosen Nacht.
Sie sehen, der Textdichter spricht wahre Worte, wenn er sagt " Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann ".
Ein hochinformatives Buch. Empfehlenswert!
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