Die Ursprünge des christlichen Wallfahrens liegen im frühchristlichen Märtyrer- und Reliquienkult begründet und zwar in der Hinwendung zu Zeugen des christlichen Glaubens. Man glaubte an bestimmten Orten Gott, der himmlischen Frau und bestimmten Heiligen näher zu sein als in der engeren Heimat.
Gläubige nehmen an, dass in den Wallfahrtsorten sich das Himmlische mit dem Irdischen verbindet und das Geistliche und Geistige einen realen Anhalt gewinnt.
In allem, wo ein gläubiger Katholik seiner Hinfälligkeit gewahr wird und meint des himmlischen Schutzes zu bedürfen, wendet er sich gerne besonderen, ausgezeichneten Stätten und Bildern zu. Gnadenort und Gnadenbild sind zumeist miteinander vereint.
Man liest von Wallfahrten früherer Zeiten. Schon im 8. Jahrhundert waren Strafwallfahrten bekannt. Verhängt wurde sie als Sühne für schwere Verbrechen. Als Bußverschärfung wurde beispielweise das Schleppen eines schweren Holzkreuzes oder das Knierutschen betrachtet.
Wie man liest, hat das Interesse am Wallfahren wieder zugenommen und aus diesem Grunde sind auch viele alte Wallfahrtskirchen renoviert worden und erstrahlen jetzt in neuem Glanz. Die bayerische Wallfahrtsfrömmigkeit steht in einer vielhundertjährigen Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Nach den Wirren der Reformationszeit erlebte die Wallfahrt in Bayern im 17.Jahrhundert zur Zeit der Gegenreformation einen neuen Höhepunkt. Grund war wohl die Freude über den wiedergewonnenen alten Glauben, der besonders die Marienfrömmigkeit aufblühen ließ.
Neben der kirchlichen Obrigkeit hatten in Bayern auch weltliche Herrscher am Aufschwung des Wallfahrtswesens Anteil. Maximilian I. von Bayern beauftragte Orden wie die Jesuiten, Karmeliter und Kapuziner mit der Seelsorge an Wallfahrtsstätten und wallfahrte selbst mehrmals nach Tuntenhausen, Altötting und Bettbrunn. 1638 - inmitten des 30 jährigen Krieges - ließ er in München aus Dankbarkeit, dass München und Landshut von den Schweden verschont wurde, am heutigen Marienplatz in München eine Mariensäule aufstellen.
Reliquien, Bildstöcke spielen an Wallfahrtsorten eine große Rolle, aber auch Legenden, die sich um ein spektakuläres Ereignis ranken. Der tiefe Glaube und die Hoffnung auf Gnade hat offenbar bereits bei vielen Wallfahrern zu positiven Ergebnissen beigetragen, sie sogar von physischen Krankheiten geheilt. Der Volkskundler Dr. Albert Bichler stellt 60 Gnadenstätten von der Rhön bis zu den Alpen vor. Er erklärt jeweils den Ursprung, die Entwicklung, die Wallfahrtskirche, aber auch wie sich das Wallfahrtsleben gestaltet. Ferner erwähnt er u.a. die Anfahrt, die E-Mailadresse, Sehenswertes im Umfeld der Wallfahrtskirchen und nennt die Möglichkeiten für eine Einkehr. Anhand von schönen Fotos kann man sich ein Bild vom entsprechenden Wallfahrtsort machen.
Unmöglich an dieser Stelle auf die 60 Wallfahrtsorte näher einzugehen. Erwähnen möchte ich allerdings "Vierzehnheiligen", das barocke Wallfahrtsheiligtum im oberen Maintal.
Zum Kreis der Nothelfer dort zählen die Heiligen Achatius, Ägidius, Barbara, Christopherus, Cyriakus, Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Pantaleon, Katharina, Margareta und Vitus. "Vierzehnheiligen" ist eine der schönsten Wallfahrtskirchen der barocken Baukunst. Das Herzstück ist der Gnadenaltar, auf dem die Figuren der 14 Nothelfer platziert sind.
Altöttings Gnadenkapelle geht auf die Zeit um 700 zurück. Altötting ist der größte und bekannteste Gnadenort Bayerns. Die "Schwarze Muttergottes" stammt aus dem 14. Jahrhundert. Wie man erfährt, haben sich in Altötting bereits verschiedene Wunder zugetragen, die die Hoffnung der Wallfahrer auf eine ebensolche Gnade natürlich bestärken.
2006 weilte Papst Benedikt XVI. in Altötting. Er hat als Erster in der neu gestalteten Anbetungskapelle gebetet.
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