Eine beeindruckende, blitzgescheite Frau.
Ursula Salentin hat ein bemerkenswertes Buch über Anna Amalia, die Wegbereiterin der Weimarer Klassik geschrieben. Neben dem biographischen Text wartet das Buch mit diversen Bilder auf, u.a. mit einem Gemälde Anna Amalias, dass Tischbein im Jahre 1798 anfertigte, auch mit einem Bild, das sie im Abendkreis gemeinsam mit H. Meyer, Frau von Fritsch, Goethe, Einsiedel, Herder, Louise von Göchhausen, Elisabeth und Charles und Emily Gore zeigt, mit einer Ansicht ihres Schlafzimmers im Wittumspalast, und einer weiteren des Rokokosaals in der Anna Amalia Bibliothek, auch mit Gemälden, die Wieland, Herder, den jungen Goethe etc. visualisieren.
Die braunschweigsche Prinzessin Anna Amalia trifft am 24.3.1756 als Gattin des 18 jährigen Herzogs Ernst August II. Constantin in Weimar ein. Sie ist beinahe noch ein Kind, gerade mal 16 Jahre alt.
Im September 1757 bringt sie ihr erstes Kind zur Welt, den Erbprinzen Carl August. Ihr eheliches Glück ist nur von kurzer Dauer, denn ihr Gatte stirbt 1758. Die Geburt seines 2. Sohnes im September 1758 erlebt er nicht mehr. Die Vormundschaft geht bis 1759 an den Herzog Carl von Braunschweig, den Vater Anna Amalias.
Im gleichen Jahr noch übernimmt Anna Amalia im Alter von 19 Jahren die Regentschaft des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Es gelingt Anna Amalia im Laufe der Jahre, das verarmte, heruntergewirtschaftete Herzogtum grundlegend neu zu ordnen und schuldenfrei zu machen.
Sie setzt Reformen im Sozial -und Bildungswesen durch, lässt Hebammen ausbilden, um die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit einzudämmen.
Bei allen Amtsgeschäften vergisst die Regentin nicht, sich für Kunst, Musik, das Theater und die Malerei stark zu machen und als Mäzenin zu engagieren.
So lässt sie 1763 bis 1766 das " Grüne Schloss " zur fürstlichen Bibliothek umbauen und veranlasst ihre Privatbibliothek und die Kupferstichsammlung in dieses Gebäude zu überführen.
1772 beruft sie den Erfurter Philosophieprofessor Martin Wieland an ihren Hof. Er wird Erzieher ihrer Söhne. In der Folge kommen Goethe, Herder und Schiller in die Stadt, die zum Mittelpunkt der deutschen Literatur wird.
Anna Amalia liebt die Musik, spielt Klavier, Laute und Harfe und komponiert sogar. Sie empfiehlt als erste deutsche Fürstin die Gründung von Musikschulen.
Im Alter von 36 Jahren tritt sie als Regentin zurück, um ihrem mündig gewordenen Sohn die Regierungsgeschäfte zu übertragen. Von da an widmet sie sich ganz ihren literarischen und künstlerischen Interessen. Sie schart geistig und musisch interessierte Menschen um sich und versammelt jeden Montagabend Adelige der Hofgesellschaft, Frauen und Männer aus dem Bürgertum sowie aus der Kunst und Wissenschaft zum anregenden Gedankenaustausch.
Der literarische Salon wird zur festen Institution Weimars. Im Sommer 1788 verwirklicht Anna Amalia sich endlich ihren Traum und reist nach Italien, um dort zwei Jahre lang zu verweilen.
Ein Jahr später wird von Goethe die Freitagsgesellschaft gegründet, die sich von da an in im Wittumspalast zusammenfindet. Professoren der benachbarten Jenaer Universitäten stellen ihre wissenschaftlichen Ergebnisse zur Diskussionen, Autoren und Autorinnen lesen aus ihren schriftstellerischen und dichterischen Arbeiten.
Die letzten Jahre des ausgehenden 18. Jahrhunderts bringen für Anna Amalia ruhige Zeiten, aber auch schwere Schicksalsschläge. Als die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Frankreich 1806 Weimar heimsuchen empfindet sie die Vergeblichkeit ihrer jahrzehntelangen Bemühungen um Frieden Glück und Wohlergehen von Sachsen-Weimar-Eisenach. 1807 hört Anna-Amalias Herz auf zu schlagen. Ihre Intellektualität, das macht dieses Buch deutlich, hat sie letztlich unsterblich gemacht.
Gefallen hat mir , dass die Autorin immer wieder aus Originaldokumenten, wie etwa aus Briefen zitiert. Das lässt die Biografie sehr lebendig erscheinen.
Ein Zeitgenosse beschieb sie übrigens wie folgt:
" Sie ist klein von Statur, sieht wohl aus, hat eine spirituelle Physiognomie, eine braunschweigische Nase, schöne Hände und Füße, einen leichten, noch majestetischen Gang, spricht sehr schön, aber geschwind und hat in ihrem ganzen Wesen viel Angenehmes und Einnehmendes."
Rezension Helga König
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