Rezension:Der Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts

Der Autor des vorliegenden Buches ist der Philosoph und Schriftsteller Jean -Jacques Rousseau (1712- 1778) Dieser Philosoph war einer der wichtigsten Aufklärer des 18. Jahrhunderts, der ideelle Wegbereiter der französischen Revolution und einer der bedeutendsten Pädagogen der Neuzeit.

Der Philosoph zeichnet zunächst das Bild eines Naturzustandes. Im Gegensatz zu Hobbes " Kampf aller gegen alle " kommt seine Schilderung einem geradezu paradiesischen Zustand nahe. Er herrscht allgemeine Gesundheit, denn die Natur tilgt das Schwache von selbst aus. Es dominieren die einfachen Tugenden, die Geschlechtsbeziehungen sind rein animalisch und unkompliziert. Die Menschen sind isoliert, unabhängig, niemanden untertan, ohne Industrie, Sprache, ohne Nachdenken. Dieser Naturzustand ist ein gedankliches Konstrukt zur Beurteilung gegenwärtiger Zustände und Entwicklungstendenzen.

Rousseaus politische Philosophie ist insofern im Kern sowohl Zeitkritik als auch Entwurf einer möglichen besseren, weil vernünftigeren Verfassung der menschlichen Gemeinschaften.
Wie kam es zur Beendigung des idealen Zustandes? Krieg und Mord entstand, nachdem der Grund und Boden erst einmal aufgeteilt war. Herrschaft, Knechtschaft, Gewalttätigkeiten und Räubereien nahmen ihren Anfang. Die Menschen begannen habgierig, ehrgeizig und boshaft zu werden. Ein Zustand, der auf Krieg und Mord hinauslief, konnte nicht von Dauer sein.

Da kam " der Reiche " auf den Gedanken sich zu vereinigen, um die Schwachen vor Unterdrückung zu behüten, die Ehrgeizigen in Zaum zu halten und jedem den Besitz zu gewährleisten, der ihm zusteht. So entstand ein Staat und Gesetze, die dem Schwachen neue Fesseln anlegte und den Reichen die Möglichkeit gaben, die Ungleichheit zu verewigen und zwar indem die zunächst als gesetzlich begründete Herrschaft wenig später in eine willkürliche ausartete.
Die Entstehung des Eigentums war demnach das erste Unheil: sie schuf Reiche und Arme. Das nächste Unheil war die Einsetzung einer Obrigkeit: sie schuf Herrschende und Beherrschte. Das dritte Unheil war die Ausartung der Macht: sie schuf Herren und Sklaven, welchen als einzige Pflicht der Gehorsam blieb.

Gab es aus diesem Zustand einen Ausweg?

Rousseau wollte mit seinem " Gesellschaftsvertrag " ( " Contrat social ") einen Ausweg aufzeigen.
" Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten " liest man zu Anfang des Buches. Es muss trotzdem möglich sein, eine Verfassung herzustellen, in welcher die natürliche und unveräußerliche Freiheit in Einklang gebracht ist mit dem Maß der Gewalt, welches vom Wesen staatlicher Ordnung nicht hinweg zu denken ist. Niemals kann Recht durch Macht allein gebildet werden. Die Grundlage von rechtmäßiger Herrschaft ist der Konsens, so Rousseau.

Diese Übereinkunft ist der " Gesellschaftsvertrag ". Jeder Genosse gibt sich selbst und alles, was er vermag, als Gemeingut unter die oberste Leitung des gemeinsamen Willens. Hierdurch entsteht als öffentliche Person eine seelische Gesamtkörperschaft, das Volk. Dieses Volk ist der einzige Träger der Souveränität.
Durch Abstimmung wird der Willen dieses Souveräns ermittelt. Der beständige Wille aller Staatsglieder ist der Gemeinwille, durch ihn sind sie Bürger und sind frei. Aus der Berechnung der Stimmen ergibt sich die Feststellung des Gemeinwillens.

Die Wirkung des Werkes, das hier nur kurz skizziert werden kann, war sehr groß. Die Welt verdankt Rousseau die Garantie der Grundrechte und den Anstoß zu " Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ", die von der UNO 1948 erlassen wurden.




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