Hannes Stein hat ein "Trostbuch für den geplagten Zeitgenossen " verfasst, dass sich hochironisch mit den täglichen Alltagsqualen auseinandersetzt, alles andere als jammerlappig daherkommt und dezidiert verdeutlicht , dass unser Leben , so wie es sich in der Regel gestaltet, eigentlich eine Zumutung ist.So liest man zum Beispiel zum Thema Erfolg: "
Wenn man dabei ertappt wird, wie man Schecks fälscht, alten Tanten die Handtasche klaut oder sich an bewaffneten Banküberfällen beteiligt, ist das zwar peinlich , aber so schlimm auch wieder nicht. Lässt man sich aber dabei erwischen , dass man Erfolg hat, handelt es sich um ein echtes Malheur. Da kann man nur noch so stammeln und bescheiden tun; da kann man im Schlabberlock herumlaufen und jeden Monat einen Millionenbetrag an die Caritas überweisen - es wird nichts helfen. Der Erfolgreiche hat das größte Verbrechen begangen , er hat sich an der Gemeinschaft versündigt. Er hat sich gewagt, sich aus dem dunklen Kartoffelsack des Kollektivs zu befreien.
Das muss geahndet werden. Der Abbruch der sozialen Kontakte ist das Mindeste, worauf sich der Erfolgreiche gefasst machen muss: Frühere Kollegen werden ihn nicht mehr grüßen, ehemalige Geliebte werden ihn nicht mehr anrufen, sogar Familienmitglieder werden ihn schneiden. Gewiss gibt es daneben noch jene Möchtegernaufsteiger , die glauben sie könnten an seinem Erfolg teilhaben, wenn sie sich einschleimen. Aber erstens sind sie nicht sehr zahlreich und zweitens merken sie schnell, dass ihre Hoffnungen trügerisch sind, dass sie also nicht in seinem Schlepptau ganz nach oben gelangen können. Daraufhin pflegen die Möchtegernaufsteiger, sich aus falschen Freunden in harte und schonungslose Feinde verwandeln: Sie werden versuchen, dem Erfolgreichen mit haarsträubenden Lügengeschichten zu schaden. Wenn ihnen das nicht gelingt, wird sich ihre Wut bis zur Besinnungslosigkeit steigern......." Ein kluger Beobachter dieser Stein, nicht wahr? Die Rezensionstexte zum Buch sprechen Bände! Stein ist übrigens sehr erfolgreich und weiß wovon er spricht!
In seinen Betrachtungen lässt der Autor, der Philosophie studiert hat, wirklich nichts aus. Er schreibt u .a . über das Älterwerden ebenso ungeschminkt und zielsicher , wie über Frauen und Freunde, über Gefühle und über das Gewissen aber auch über Personen wie Giorgio Agamben, Foucault , Peter Sloterdjik,( der ihm seine kleinen Seitenhiebe sicher nicht krumm nimmt, denn er ist selbst hochironisch), sowie über unseren großen Nobelpreisträger Günther Grass . Hannes Stein stellt die rhetorische Frage, weshalb Grass immer noch ernst genommen wird. " Wieso gilt dieser Angehörige der Generation HJ als das gute Gewissen Deutschlands und nicht als moralischer Bankrotteur? " Selten habe ich so punktgenau eine Antwort auf diese Frage , die sich in jüngster Zeit ja viele Zeitgenossen gestellt haben, gelesen.
Schallend gelacht habe ich über seine Betrachtungen zum Thema Kondome, die mit dem Satz enden. " Das Oberhaupt der katholischen Kirche ist kompromisslos gegen Kondome. Der Mann versteht eben etwas von Sex. " Stein schreibt Bemerkenswertes über Männer und resümiert: " Es gibt nicht viele Männer , die weder ekelhaft noch feige sind, doch ihre Existenz ist unbestreitbar. Man nennt sie Trappistenmönche." ( Nur zu Erinnerung, Hannes Stein ist keine Frau, sondern offensichtlich ein Nestbeschmutzer!)
Das Buch hat wirklich einen großen Unterhaltungswert, setzt aber voraus , dass der Leser sich locker macht, denn Hannes Stein schafft es jedem den Spiegel vorzuhalten.
Stein sieht die Menschen so wie sie sind und liebt sie trotzdem.
Sehr symphatisch!
Empfehlenswert!
PS: Schmallippige Menschen, die keine Ironie verstehen, sollten die Finger von diesem Buch lassen. Die Texte veranlassen solche Personen zumeist wütend in den Tisch zu beißen. Das kann Zahnschmerzen zur Folge haben. Also Vorsicht!
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