Rezension:Lauster Wege zur Gelassenheit. Die Kunst, souverän zu werden, econ, 208 Seiten (Gebundene Ausgabe

Der Psychologe Peter Lauster reflektiert in diesem Buch die Möglichkeiten, die zur Gelassenheit führen. Dabei versteht er unter dem Begriff Gelassenheit Souveränität durch innere Unabhängigkeit und Kraft.

Gleich zu Beginn seines Buches verdeutlich der Autor, dass es uns Menschen im Allgemeinen leichter fällt, uns anzuklammern als loszulassen. Lauster erklärt in der Folge, weshalb dies so ist. Menschen, die sich vorgegebenen Richtlinien anpassen, Kritik und Auseinandersetzungen meiden, gehen vordergründig den bequemeren, jedoch letztlich spannungsreicheren Weg. Sich anzupassen heißt auch immer sich einzufügen, zu gehorchen, aber gleichwohl auch Angst zu vermeiden, die sich dann auftut, wenn man loslässt und damit der eigenen Freiheit Raum gibt.

Obschon die Freiheit der Seele Glück und Erfüllung zu schenken vermag, handelt man sich durch Freiheit auch Schwierigkeiten ein, wie etwa Unsicherheit, Alleinsein, Bestrafung, Ausgestoßensein, Liebesverlust etc. Die Furcht vor diesen Konsequenzen führt dazu, so Lauster, dass man sich stattdessen lieber anklammert und aufgrund eines solchen Verhaltens zu Ehrgeiz, Neid, Konkurrenzdenken, Habgier, Geltungsstreben, Aggression, Angst, Unsicherheit, Eifersucht, Besitzgier, Konsumzwang, Klatschsucht, Sadismus, Haben-Mentalität, Existenzangst, Sucht, Unruhe, Hektik, Nervosität zu neigen beginnt. Wer sich diesen unerquicklichen Eigenschaften entziehen möchte, muss lernen loszulassen.

Lauster hinterfragt, ob sich so genannte Sicherheit wirklich lohnt und zeigt, welche Chancen sich ergeben, wenn man sein Herz frei macht. Die beste Prophylaxe gegen Herzinfarkt, so der erfahrene Psychologe, sei Herzlichkeit, emotionale Aufgeschlossenheit, die Fähigkeit mit Stressfaktoren umzugehen, Stresserlebnisse zu registrieren, aber Abstand zu gewinnen und bei allem dennoch die herzliche Aufgeschlossenheit nicht einzubüßen.

Herzlichkeit ist für Lauster im ein Zeichen von Gelassenheit. Wer wirklich herzlich ist , wird niemals einen Herzinfarkt erleiden, so der Autor, denn seine Blutgefäße sind entspannt und dass Herz schlägt ungehemmt sowie unbelastet. Lauster empfiehlt zudem den Geist frei zu machen von Maßstäben, Regeln, Maximen und Erwartungen, sondern sich stattdessen vorurteilsfrei aufzuschließen, um auf diese Weise alles vollkommen erfassen zu können.

Wichtig ist es sich so zu sehen, wie man tatsächlich ist, denn nur so projiziert man nicht die Innenwelt der Einstellungen, die Hoffnungen, Ängste, Wünsche und Phantasien nach draußen und verlernt es seine Gegenüber objektiv wahrzunehmen. Menschen, die bestimmte Stufen der Reifung nicht vollzogen haben, kritisieren fortwährend andere, nichts kann man ihnen recht machen, alles wollen sie überwachen und kontrollieren, sie sind ohne Gelassenheit und im Grunde Gefangene ihrer selbst.
Wer gelassen werden möchte , muss sich loslösen von Regeln, Sicherheiten und Erwartungen; er muss das Herz und das Hirn freimachen, denn nur so kann sich die Seele öffnen.

Hat man Aggressionen, sollte man sich diese genau anschauen und hinterfragen, wodurch die Wut wirklich hervorgerufen worden ist. Lauster empfiehlt seinen Geist zu entrümpeln und mehr auf die Töne der Seele zu achten. Für ihn ist der Körper eine äußere Erscheinung, belebte Physik und Chemie, das Werkzeug der Seele.
Die Seele schafft sich einen gesunden oder kranken Körper, sie ist ursächlich für Organstörungen, Erkrankungen, Vitalität, Aufblühen oder Absterben. Wenn das Seelenleben stimmt, geschehen die Körperfunktionen unbemerkt und reibungslos.
Seelenleben ist Eindruck, Transparenz und Ausdruck. Die Seele sollte man als eine Durchgangsstation begreifen, die Lebensenergie fließt durch sie hindurch. Nur wenn der Fluss nicht blockiert ist kommt Lebensfreude auf.

Menschen, die andere pausenlos abwerten, alles besser zu wissen meinen, und ständig Kritik üben fordern nur den Widerstand Dritter heraus und verkrampfen innerlich, solange bis sie körperlich krank werden. Wer dies verhindern möchte, sollte loslassen. Loslassen zu können bedarf eines gesunden Selbstbewusstsein aber auch der Selbstsicherheit. Hier gilt es zu überprüfen, ob es sich bei der eigenen Selbstsicherheit nicht bloß um Scheinsicherheit handelt, die letztlich auf dem wackeligen Podest diverser Ängste steht und den Menschen immer wieder auffordert zu klammern.

Wenn man ein selbst bestimmtes Leben führen möchte, ist Selbsterkenntnis die oberste Prämisse. Wirklich selbstsicher ist derjenige, der sich angstfrei ohne Blockierungen entfalten vermag. Bewusst sollte man sich darüber sein, dass man dort an schwächsten ist, wo man am stärksten zu sein glaubt. Dieses Bewusstsein sollte allerdings keine Angst auslösen, sondern dazu führen, dass man seine Ängste hinter sich lässt und sich selbst zu entfalten beginnt. Diese Methode bringt ein Stück näher zum Ziel: der Gelassenheit, aber diese besitzt nur der wirklich, der innerlich seelisch ausgeglichen ist, aber gleichzeitig auch im Umgang mit seinen Mitmenschen gelassen sein kann. Gelassenheit heißt auch frei zu sein von egozentrischem Überlegenheits- und Geltungsstreben, frei von Besserwisserei und Provokation der anderen, unabhängig von Bewertungen, seien sie auch noch so positiv oder negativ.

Lauster konstatiert, dass Gelassenheit in der Liebe die höchste Lebenskunst ist..
Der Psychologe hält fest, dass Liebe sich aus der seelischen Grundhaltung der Aufgeschlossenheit und Aufmerksamkeit entwickelt und sie als seelischer Zustand der wachen Gegenwärtigkeit zu sehen ist. Liebe darf zu nichts verpflichten, völlig frei muss sie sich ereignen können. Nimmt man der Liebe die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit, indem man sie festzuhalten sucht, verschwindet sie unabänderlich. Liebe erfordert Distanz, obgleich sie die Nähe sucht, aber die Nähe bedingt auf Dauer das Ende der Freiheit, der Achtung, des Interesses und damit letztlich auch das Ende der Liebe selbst. Auch hier gilt es nicht zu klammern.

Frei machen sollen sich jene, die Gelassenheit anstreben von Neid und Überheblichkeit. Personen, die andere nur betrachten, um sie zu bewerten, haben ein gestörtes Verhältnis zu ihren Mitmenschen. Auch sollte man seine Beziehung zu geistigem und materiellem Besitz überdenken und im Zuge der Selbstfindung sich allmählich eine gelassene Einstellung zu allen äußeren und inneren Widrigkeiten aneignen. Lauster zeigt Ihnen die Wege auf, wie Sie dies ganz allmählich schaffen.


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